„Wenn es etwas wirklich Okkultes gibt, dann ist das leider am häufigsten die Wahrheit. Das mag gewiss paradox klingen, aber zur Befreiung ist in erster Linie die Wahrheit vonnöten. Denn geistige Reinheit und geistige Unreinheit ist etwas, womit der Mensch von alters her einen unermüdlichen und somit unwillkürlichen Kampf mit sich selber führt.“ – Franz Bardon
Mit diesem Zitat aus seinem Vorwort, zum ersten Teil seiner Übersetzung von Aleister Crowleys Liber 4, das Franz Bardon als „Viertes Buch von Meister Therion“ bezeichnete, ist der ganze Sachverhalt dieser Buch-Rezension dargestellt.
„Mächtig Geheim“ so bezeichnet sich eine brandneue Erstausgabe aus dem Limmat Verlag, Zürich, ISBN: 978-3-85791-821-6 recherchiert, zusammen gestellt und geschrieben von der Historikerin, Archivarin und freischaffenden Autorin Iris Blum.
„Mächtig Geheim“ bietet historische Einblicke in die von 1945 bis 2009 existierende Schweizerische „Psychosophische Gesellschaft“ verbunden mit den Lebensgeschichten der Gründer, Protagonisten und Förderer.
Die Psychosophische Gesellschaft
Inspiriert durch eine Vortragsreihe von Rudolf Steiner mit dem Titel: Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie, gründete der gelernte Schweizer Metzger und Konditor, sowie ehemalige Theosoph, Hermann Joseph Metzger die „Psychosophische Gesellschaft.“ Zur Auffassung des ehemaligen Theosophen Rudolf Steiner vertrat Metzger eine recht eigene Ansicht. Steiner sei der Ansicht „(…) dass man erst den untersten Grad erfüllen müsse, bevor man zur Theosophie gelange, und gründete die Anthroposophie“. Es scheine nun, dass diese Bestrebung ihrer Aufgabe gelöst habe, die Menschen seien reif geworden für den weiteren Schritt. Anthroposophie, Psychosophie und Pneumatosophie seien die drei Stufen auf dem Weg zur Theosophie. Wie die Theosophie zurzeit aber gelehrt werde, bilde sie nur „esoterische Effekte und Verkrampfungen, verkündete der ehemalige Theosoph Hermann Metzger. Eine echte Alternative zur Theosophischen Gesellschaft könne nun die Psychosophische Gesellschaft – „Psychosophie (Weisheit über die Seele)“ bieten.
Deswegen fand sich im Herbst 1945 eine kleine Gruppe zusammen die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Höherentwicklung des Menschen auf einer nicht materiell, sondern „Spirituell begründeten, demokratischen Lebensform (…) zu gewährleisten.
Um das Wissen über die Bedingungen dieser „Höherentwicklung“ und die Ausbildung der in jedem Menschen liegenden Kräfte zu verbreiten und zu fördern, veranstalte“(…) die Psychosophische Gesellschaft Vorträge, Kurse und zweckdienliche Zusammenkünfte, die den Mitgliedern ermöglichen sollen, sich gegenseitig im Zeichen von Brüderlichkeit und aufrichtiger Freundschaft im Wissen und Leben zu fördern“.
Die Psychosophische Gesellschaft firmierte im Laufe der Jahre ebenso als Schweizer Dachverband für den OTO (Orientalischer Templerorden gegründet von Theodor Reuss), als Abtei Thelema (nach der Schilderung des Buches „Gargantua und Pantagruel“ des als Arzt, Juristen und Mönchs tätigen François Rabelais, sowie der Abtei des Aleister Crowley auf Cefalù), die spanischen Rosenkreuzer FRA (Fraternitas Rosicruciana Antiqua gegründet von Arnoldo Krumm-Heller) die Illuminaten (gegründet von Adam Weishaupt, später fortgeführt durch Leopold Engel) und die GKK (Gnostisch Katholische Kirche, Oberhaupt Arnoldo Krumm-Heller).
Die Protagonisten der Psychosophischen Gesellschaft standen in brieflichem wie persönlichen Kontakt mit vielen damals bekannten Esoterikern wie: Franz Bardon, Karl Germer, Albin Grau, Carl H. Petersen, Martha Küntzel, Friedrich Lekve, Herbert Fritsche, Eugen Grosche u.v.a. und blieben ihrem ursprünglichen (trotz mancher Revisionen der Statuten) Ziel: „Auf der Suche nach Wahrheit im Sinne von Selbsterkenntnis und Selbsterlösung“, bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2009, sechzig Jahre lang treu. Damit war die Psychosophische Gesellschaft eine der am längsten existierenden neuzeitlichen esoterischen Bewegungen in der Schweiz – ja in ganz Europa.
Es kam sogar zu gemeinsamen Bestrebungen zwischen Hermann Metzger und Eugen Grosche, Gründer der Fraternitas Saturni Orient Berlin.
Die Esoterische Studiengesellschaft E. V. Berlin unter der Leitung von Eugen Grosche (später als die Loge Fraternitas Saturni firmierend) und die Psychosophische Gesellschaft von Hermann Joseph Metzger, gaben sich beide nach außen eine Vereinsstruktur und traten öffentlich als Veranstalter auf. Gegen innen agierten beide jedoch auch als Geheimorden.
Grosche bot Metzger die Logenleitung der Fraternitas Saturni Schweiz an und beide waren sich am Anfang in Organisation, Lehre und Aufgabe des Ordens größtenteils einig. Ihre Devise Lautete: „Zentralisation aller magisch tätigen Kreise (…).“
Diesen euphorischen Anfangsbestrebungen standen damals aber die herrschenden finanziellen Sorgen des Eugen Grosche entgegen. Er schreibt: „ Es herrscht eine entsetzliche Geldknappheit. Die Schüler zahlen so sehr schleppend, eine ganze Anzahl ist wieder abgesprungen aus Geldnot. – So geht es mir alles andere als gut.“
Franz Bardon
Diese Geldnot war auch der Grund warum Franz Bardon und seine kleine esoterische Loge in Troppau (heute Opava), sich 1932 nicht der Fraternitas Saturni anschließen konnte und wollte.
- Bardon schreibt, unter anderem, in seinem ersten Brief am 01.03.1932 dem Sekretär der Loge Fraternitas Saturni, Herrn Lange folgendes: „Persönlich bin ich Leiter einer Bundesleitung einer Zweigstelle für Okkultismus u. jegliche Geheimwissenschaft einer früher in großer Blüte gestandenen Loge, die jedoch nach dem Absterben des Leiters sich zum Teil aufgelöst hat, wobei aber die meine Zweigstelle sich noch wohl erhalten hat, die ich selbst u. persönl. leite.”
- und am 17.03.1932: „Weiter würde ich bitten um Informationen, ob irgendwelche Zahlungsbedingungen damit verbunden sind, da ja die aller meisten Mitglieder auf einen finanziellen pekuniären Posten stehen u. in dieser Hinsicht wohl wenig zu bieten hätten, wohl aber vielleicht in geistiger.”
- letztendlich schreibt er am 14.04.1932 „Deshalb wird es gut sein mich und meine Loge aus Ihrem Gedächtnis zu streichen.“
Zitiert aus Volker Lechler: Die ersten Jahre der Fraternitas Saturni, Verlag Volker Lechler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-00-046818-6. (Ein ebenso sehr empfehlenswertes Buch über die Anfänge einer der am längsten existierenden magischen Logen im deutschen Sprachraum.)
Über diese Logenzugehörigkeit Bardons schreibt auch Bardons Gattin Marie:
Anfangs war er sicherlich in einer Loge, ich glaube sie nannten sich Arcana Loge, aber genau weiß ich es nicht mehr, es ist schon lange her. Er fuhr zu einem Herrn nach Deutschland nach Hambrunn, ich glaube es war bei Duisburg. Dieser Meister starb plötzlich im 45. Lebensjahr. Früher wohnte er bei uns im Nachbarort und seine Medien benutzte mein Gatte. Dieses Medium starb ungefähr vor 10 Jahren. Nach dem Tode dieses Meisters fuhr mein Gatte nicht mehr hin.
Vielfach wurde Franz Bardon der Vorwurf der Lächerlichkeit und Mystifizierung gemacht, da er mit seinem Künstlernamen FRABATO in Fakir-Kleidung, wie auch hier in den 50-iger Jahren auf einem Foto in der Wohnung seiner Sekretärin und Mitautorin Frau Otti Votavova zu sehen, auftrat.
Wie immer, kann man das Tragen solcher Kleidung auf verschiedene Weise betrachten:
- Für die Tschechische Geheimpolizei war es nur ein Brokatmantel.
- Für den magisch ungeschulten Menschen ist sie nur eine Verkleidung um auf der Bühne einen mystischen Eindruck zu erwecken.
- Für das Mitglied einer Loge ist die Kleidung Ausdruck seiner Würde und seines Amtes.
- Für den rituellen Magier ist sie die Analogie höchsten praktischen und evokativen Wirkens. Siehe auch: Franz Bardon, „Die Praxis der magischen Evokation.”
Obwohl oftmals ins Reich der Phantasie gestellt, wurden Bardons magische Fähigkeiten noch zu seinen Lebzeiten von verschieden Personen mündlich und schriftlich bezeugt.
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Doch nicht nur wegen dieser Geldknappheit, sondern auch wegen verschiedener persönlicher Zerwürfnisse kam es später – lt. Urkunde vom 19. September 1953 – zwischen Eugen Grosche und Hermann Metzger letztendlich zu einem vollkommenen Bruch und dem Ausschluss des Hermann Joseph Metzger aus der Fraternitas Saturni.
Wie vielleicht bisher wenig bekannt hat Franz Bardon in einem Brief an Karl Germer (damaliges Oberhaupt des OTO) angegeben dass er Eugen Grosche dabei beobachtet habe, wie dieser der Gestapo Informationen über verschiedene Logen und/oder deren Mitglieder bekannt gab. Ob dies deshalb auch wirklich zur Verhaftung von Karl Germer am 2. Februar 1935 in Leipzig durch die Gestapo führte, ist noch zu klären.
Die Autorin des Buches Frau Blum (und auch der Historiker und Verleger Volker Lechler) gibt im Buch an dass es, bezüglich des Nachweises der Inhaftierung von Franz Bardon, keine amtlichen Archivquellen gibt. Dass dem nicht so ist, soll hier erstmalig mit diesem Nachweis aus dem Archiv Hermetischer Texte dokumentiert werden. – Walter Ogris
Mirin Dajo
Im Buch wird ebenso auf den Holländer Mirin Dajo „wunderbares Ding“ – eigentlich Arnold Gerrit Johannes Henskes hingewiesen, der damals mit den Demonstrationen seiner Fähigkeiten, sogar den Schweizer Ärzten so manches Rätsel aufgab.
„Herausfordernd für die Wissenschaft, alarmierend für die Öffentlichkeit, stimulierend auf jene, welche sich im Dschungel okkultistischer Theorien müde gelaufen hatten, und beglückend für viele Geistgläubige“, beschrieb Traugott Egloff Mirin Daro´s Vorführungen.
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Die Gnostisch Katholische Messe
Bereits in den 1950iger Jahren hatte Hermann Metzger, in der Abtei Thelema in Stein, begonnen, Messen nach dem Gnostisch Katholischen Ritus: „Die Gnostisch Katholische Messe” – ursprünglich geschrieben von Aleister Crowley – durch- und aufzuführen.
Die Messe wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Hauptritual des Orientalischen Templerordens und gilt als „eine der bedeutendsten Ausdrucksformen von Crowleys Religionsphilosophie“. In ihr sind „Einflüsse und Vorstellungen aus dem westlichen Gnostizismus, aus Crowleys Thelema und wohl auch aus dem Tantra der Hindus miteinander verbunden“.
„Die Gnostiker erkennen, dass die „Gottähnlichkeit“ der Menschen darin besteht, dass sie befähigt sind, die Göttlichkeit des irdischen Zeugungsaktes als Parallelakt des göttlichen Urzeugungsaktes zu begreifen und zu erkennen, wodurch sie sich vom Tiere unterscheiden“. Deshalb ist ein unter Kontrolle des Willens in Gott vollzogener Liebesakt eine sakramentale Handlung, eine „mystische Hochzeit mit Gott“, ein Kommunizieren, ein Sich-Vereinen mit Gott.
Die Heilige Messe ist eine zeremonielle, symbolische Darstellung einer mystischen Vereinigung des Menschen mit Gott, ein Kommunizieren des Menschen mit Gott durch das Sakrament der Messe“. – schreibt Theodor Reuß.
Da diese Messe in Stein öffentlich zugänglich war, erregte sie naturgemäß das Interesse und die Phantasie vieler Interessierter und nicht Eingeweihten.
Und so kam es 1972 auch zu einem folgenschweren Presseskandal, als ein deutscher Journalist und Buchautor, die Messe ebenfalls besuchte. Seine Boulevardartikel waren darauf ausgerichtet diese als Satansmesse und Sexorgie darzustellen – was diese in keinem Fall jemals war. Von diesem Rufmord konnte sich die Abtei Thelema, welche diese Messe fast mehr als 50 Jahre zelebrierte, nie mehr wieder richtig erholen.
Es ist der Autorin, Frau Iris Blum gelungen, die langjährige Geschichte der Psychosophischen Gesellschaft, und besonders die persönlichen Biographien und Hintergründe Ihrer Gründer, Mitstreiter und der mit Ihr in Verbindung stehenden Personen, bestens darzustellen und zu dokumentieren als auch so manche menschlichen Eigenheiten der Protagonisten zu erfassen.
„Sie (die Psychosophische Gesellschaft) schafft Möglichkeiten zur Bildung und ganzheitlichen Schulung des Menschen. Sie fördert die Wege zu einer Selbstverwirklichung, zur Entfaltung der in ihm liegenden Fähigkeiten und kreativen Kräfte und die damit verbundene Verantwortung gegenüber der ganzen Schöpfung” – beschreiben es die Statuten der Stiftung.
In letzter Zeit sind einige sehr gut recherchierte Bücher über die Historie und Wirkweise
deutscher Logen, Bewegungen und Gesellschaften erschienen.
Wie man daraus erkennen kann, erleiden meist auch die besten Bestrebungen esoterischer Logen und Gemeinschaften Schiffbruch, wenn es nicht gelingt persönliche Überheblichkeiten und Schwächen – im Sinne selbst propagierter Lehren und Statuten – auszugleichen, vorbildlich zu leben und in die Zukunft weiterzutragen.
Auf der Suche nach Wahrheit – im Sinne von Selbsterkenntnis und Selbsterlösung – endete auch die Geschichte der Psychosophischen Gesellschaft, nach rund sechzig (!) Jahren mit dem Tod ihrer letzten Mitstreiterin Frau Annemarie Aeschbach.
Das gesamte Archiv und die umfangreiche Bibliothek der Gesellschaft befindet sich heute in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden CMO, Trogen, Schweiz.
Walter Ogris im Jänner 2017
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Inhaltsverzeichnis: Mächtig Geheim
Einblicke
Lebensgeschichten von A bis W
Aeschbach, Annemarie
Anger, Kenneth
Bardon, Franz
Borgert Anita
I Rumorende Bundesordner
Crowley, Aleister
Engeler Emil
Fritsche, Herbert
Germer, Karl
Grau, Albin
II Mantel des Geheimnisses
Hardegger, Margarethe
Henskes, Arnold
Lekve, Friedrich
Mellinger, Friedrich
Metzger Hermenn
Metzger-Strickler
III Zumutungen
Michael, Hermann
Petersen, Carl H.
Pinkus, Felix L.
Reuss, Theodor
Werder- Binder
Tätigkeitsfelder von A – W
Abtei Thelema
Aequinox – Ex Occidente Lux – Orflamme
Artisten – und Bühnenverband
Fraternitas Saturni
Freimaurer
IV Monströse Monatsreste
Gnostisch Katholische Kirche
Haus Rose
Illuminaten
Jupiterbund – Schweizerische Kulturgesellschaft – Theosophische Gesellschaft
Labor Thelema
Ökozentrum Stein
Orientalischer Templerorden
V Glückskatastrophen
Prozess
Psychosophische Gesellschaft
Rosenkreuzer
Sozialpädagogische Wohngruppe Rose
Thelemitische Festtage
Wetterstation Thelema
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Super gut aus der Vergänglichkeit, in die Gegenwart gerettet,
der Gegenwart wieder zugänglich gemacht, vom guten edlen Walter Ogris.
Also Geld verdienen und dem Walter Ogris helfen, ist sicherlich eine edle Tat, und angebracht
damit das Edle sich weiter vermehren kann, auch in Zeit und Raum der Jetztzeit,
weil es sind schöne Blüten aus den Rosengärten der Vorsehung, die Walter Ogris, sicher mit viel Aufwandt,
für uns Wahrheitspraktiker zusammen getragen und sehr schön übersichtlich konserviert hat,
wobei selbstverständlich Bardons Werke, als die vollkommensten Blüten uns im Kontext im ganzen Archiev hervorscheinen.
Viktor K.
in einem sehr guten Zusammenhang mit all den anderen aufgezeigen Werken,
so das sich jeder Wahrheitssucher gut orientieren kann.
Danke Herr Ogris. Entlich wieder einmal etwas interessantes was mich interessiert. Das Buch: Mächtig Geheim vom Limmat Verlag muss ich natürlich h sobald wie möglich anschaffen zu mal ich ich mehreren male die Psychsophische Gesellschaft Besuche habe und au h Herr Metzger persönlich kannte. Da ke für den Hinweis.