Interview 1 – Sommer 2006 – von Walter Ogris mit Emil Stejnar

Walter Ogris führte ein persönliches Interview mit Emil Stejnar

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Nachstehend bringe ich einige Auszüge aus einem Interview

von Emil Stejnar im Sommer 2006 für das

ARCHIV HERMETISCHE TEXTE

www.archivhermetischertexte.at

© Walter Ogris

Ogris: Bardon hat nicht nur viele treuer Anhänger, sondern wird im Internet auch angegriffen und verleumdet. Wie erklärst du dir das?

Stejnar: Also, persönlich kenne ich nur Bardon Leser die seine Werke sehr schätzen. Diejenigen die ihn kritisieren, haben, wenn du dir das was sie vorbringen anschaust, seine Bücher nicht richtig verstanden. Es handelt sich bei den Bardon Kritikern ausnahmslos um Theoretiker die in der Hermetik und Magie völlig unerfahren wirken. Einige der Verfasser scheinen außerdem nicht sehr gebildet zu sein, und verwenden die für Sektierer typischen Argumente. Sei mir nicht böse, wenn ich auf die Gedanken dieser Menschen nicht eingehe. Ich würde jedem raten Bardons Übungen zu machen und daneben versuchen mit ganz normalen Mittel sich das Leben erfolgreich zu gestalten. Ein Versager wird auch mit Magie nichts erreichen. Das ist eine sonderbare Tatsache. Wer herausgefunden hat wie es funktioniert hat es nicht mehr nötig. Außerdem, es geht doch nicht um Bardon, sondern um das Lehrsystem das er zusammenstellte. Was er beschreibt hat es zuvor in dieser verständlichen und praktizierbaren Form nicht gegeben. Es dauert aber einige Jahre, bis man erkennt worauf es ankommt. Und das ist leider nicht lehrbar. Das muss jeder selbst erfahren.

Ogris: Du bist zwar auch ein Bardon Fan stehst aber trotzdem seinen Werken nicht unkritisch gegenüber. Du hast einige Fehler in seinen Büchern richtiggestellt. Zum Beispiel, dass die Vorsteher der Erdgürtelzone und die Geister Abramelins die gleichen Namen tragen, oder dass die Mond und Sonnengenien nicht richtig widergegeben werden. Gibt es dafür eine Erklärung?

Stejnar: Ja. Du bekommst sie in meinem neuen Buch über Franz Bardon das demnächst erscheinen wird und für das ich somit gleich Werbung mache.

Ogris: Es hält sich hartnäckig das Gerücht, Quintscher wäre der Lehrer Bardons gewesen. Wenn man die beiden jedoch miteinander vergleicht so bestehen doch ganz erheblich Unterschiede.

Stejnar: Da hast du aber Recht. Zwischen dem Lehrsystem Bardons und dem von Quintscher liegen Welten. Es war Hemberger der als Erster diesen Unsinn in einer seiner Dokumentationen verbreitete. Dann haben das andere, die mir gegenüber zugaben, dass sie Bardon nie gelesen haben, übernommen und mit akademischen Fußnoten legitimiert wieder gegeben. Wie du weist war ich mit Hemberger gut befreundet. Ich habe sogar die Urheberrechte seiner Werke und seine magischen Ringe übernommen und führte mit ihm viele Gespräche und gemeinsame Logen Arbeiten. Ich weis, auch er hat nie nach Bardon geübt oder gearbeitet, sondern eine veraltete Beschwörungsmagie praktiziert. Hemberger besaß ein Exemplar von Quintschers Lehrkurs das vorne mit Bardons Stempel versehen war. Dass Bardon in seiner Jugend mit dem wesentlich älteren Quintscher befreundet war wusste er natürlich auch, und schon war das Verhältnis Lehrer Schüler für ihn klar. Aber selbst Ernst einer der Söhne Quintschers, bestätigte mir, dass Bardon, als er seinen Vater kennen lernte, bereits magische Fähigkeiten hatte und diese mehrmals demonstrierte. Er erzählte mir dazu einige lustige Anekdoten, aber das habe ich ja bereits in einem anderen Interview gesagt.

Ogris: Warum hast du Hemberger nicht aufgeklärt?

Stejnar: Hab ich. Aber als ich ihn kennen lernte hatte er dieses Manuskript bereits herausgegeben. Übrigens, Bardon war auch kein Schüler Weinfurters wie in dem ansonst recht brauchbaren “Lexikon des Geheimwissens” von Horst E. Miers behauptet wird. Bardon stand mit allen damaligen Okkultisten in Kontakt und sicher hat da einer den anderen befruchtet. Aber Bardons Lehrwerk ist einzigartig.

Ogris: Trotzdem wird im Internet immer wieder behauptet, die Magie des Franz Bardon funktioniert nicht.

Stejnar: Wer sagt das? Kennst du diese Leute? Weist du ob sie die Stufe eins und zwei aus dem “Weg zum Wahren Adepten” beherrschen? Glaubst du, die haben mit einem anderen magischen System mehr Erfolg? Kennst du überhaupt jemanden der mit Magie etwas brauchbares zuwege bringt?

Ogris: Wie ist das mit dir, hast du Erfolg mit Bardons Magie? Hast du deinen Wohlstand mit Magie erlangt? Verdankst du deine Erfolge der Magie?

Stejnar: Ich beschäftige mich schon lange nicht mehr mit Magie. Und um sich das Leben erfolgreich zu gestalten ist die Magie ganz ungeeignet. Es genügt, wenn du nach Mulford arbeitest und richtig denkst. Ich garantiere dir, deine Vorstellungen mit entsprechenden Gefühlen belebt, werden dir jeden Wunsch erfüllen.

Ogris: Wozu dann überhaupt Magie?

Stejnar: Wegen der magischen Geist und Seelenschulung. Was Bardon beschreibt ist auch für den Alltag eine große Hilfe. Wer seine geistigen Organe solchermaßen trainiert braucht keinen Zauber. Für den wird der Alltag zum Yoga und jeder Widerstand im Leben zum geistigen Sport. Dank der Naturwissenschaft und Technik beherrscht der Mensch heute scheinbar die Welt. Aber beherrscht er auch sich selbst? Ist er Herr seiner Gedanken, seiner Gefühlsregungen und seiner Körpertriebe? Man wird nicht in die Welt, sondern in seinen Körper hineingeboren. Inkarnation kommt von carne, das bedeutet Fleisch, man ist Fleisch geworden und von seinen genetischen Strukturen abhängig. Diese genetischen Voraussetzungen zwingen jedem ganz bestimmte Anlagen, Eigenschaften und ein Verhalten auf gegen das es nur ein Mittel gibt: Vorstellungskraft und Wille. Und genau diese werden durch eine hermetische Schulung entwickelt.

Ogris: Du hast in deinen Büchern eine Magie ohne Magie entwickelt und beschreibst einiges anders als es Franz Bardon lehrt. Bei dir sind die Elementale und Elementare keine Hilfsgeister, sondern persönliche Wesenszellen aus denen der Geist und der Seelenkörper besteht. Du beschreibst einen feinstofflichen Organismus mit Organen die den Planetenmächten entsprechen und die man entwickeln muss, wenn man seinen feinstofflichen Körper verwenden will. Für dich erwacht man nach dem Tod nicht in einem Jenseits, sondern in seinem persönlichen Seelengarten in dem einen seine Wesensteile, jetzt sind die Elementale plötzlich wieder Geister, als Wesen gegenübertreten. Lässt sich das noch mit Bardons Hermetik vereinbaren?

Stejnar: Sicher. Was ich beschreibe steht in keinem Widerspruch zu Bardons Hermetik. Es ist im Gegenteil eine Vertiefung seiner Lehre. Auch die Hermetik muss man schrittweise erlernen. Erst muss man lernen mit Elementalen umzugehen. Dann erst kann man das Mysterium von den eigenen Wesenzellen erfassen und die Anatomie von seinen Lichtleib verstehen.

Tatsächlich ist bereits ein jeder flüchtige Gedanke, jede Vorstellung, jede Idee oder Melodie, die dir durch den Kopf geht ein Elemental und nicht erst die kompakteren “magischen” Gebilde die du jemanden nachschickst, weil du etwas willst von ihm. Und die Lust auf die nächste Zigarette ist bereits ein Elementar. Was bleibt denn übrig von dir, wenn du deine Gedanken und Gefühle von dir wegnimmst? Auch die Ursachen deines Charakters und deiner Gewohnheiten liegt in diesen Wesenszellen. Sie sind die Zellen von deinem geistigen Fleisch und Blut. Auch die Wesenszellen der Genien und Götter. Und diese Tatsache ist eines der größten Mysterien die es zu erfassen gibt.

Ogris: Bardon beschreibt Genien welche in der Zukunft die Menschen dahingehend inspirieren werden, dass ein modernes Paradies auf Erden entsteht. Einige Erfindungen die er voraussah zum Beispiel das Satelliten- Leitsystem und dessen vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten sind bereits in Betrieb. Trotzdem scheint das Böse nicht zu schlafen. Du hast, lange vor dem Fall der Berliner Mauer, in einem deiner Bücher das Ende des Kommunismus vorhergesagt und gleichzeitig angekündigt die Welt werde dadurch nicht friedlicher. Danach würden, so deine Prophezeiung, die Menschen durch religiöse Fundamentalisten polarisiert und in einen neuen kalten Kriegszustand versetzt. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass auch deine zweite Voraussage stimmt. War Bardon zu optimistisch? Ist das Böse nicht zu besiegen?

Stejnar: Das sogenannte Böse hat viele Ausdrucksformen. In diesem Fall haben wir es mit Dummheit, Geldgier und Machthunger zu tun. Dummheit, weil die religiösen Fanatiker nicht das Gute, sondern einen “Gott” anbeten, und Machthunger weil immer wieder Menschenführer auftauchen die, die Dummen für ihre Ziele einspannen; Die Rächerhelden, die Gotteskämpfer, die nationalistischen Ideologen, und die verführbaren Labilen. An diesem neuem kalten und heißen Kleinkriegen gegen Terror und Schurkenstaaten verdienen einige Leute Milliarden Dollar. Diejenigen die die fanatischen Terroristen aufhetzen und finanzieren gewinnen Macht, und jene die sich scheinbar dagegenstellen, die Vertreter der Erdöl- und Waffenindustrie, verdienen Geld. Es ist ja kein Kampf der Kulturen. Und es sind auch nicht die echten Probleme wie Hunger und Not, die Gefahr. Das Gefährlich ist die Methode, mit Problemen oder Glaubensfragen als Vorwand, Hass zu schüren. Die Hassdämonen finden immer Menschen die sich für ihre Emotionen als menschliche Handlanger anbieten.

Daher halte ich jede Form von Religion und Glauben für gefährlich. Sogar die Esoterik wird zur Gefahr, wenn sie als Glaubensform auftritt und den Geist für sich einnimmt, und daneben nichts anderes gelten lässt. Nicht, weil dabei Sektenbildung entsteht, sondern weil jeder Glaube einengt und den Blick für etwas anderes vernebelt.

Eine Redewendung die Bardon oft verwendete war: “Nichts Schlechtes das nicht auch etwas Gutes mit sich bringt.” Das ist auch tatsächlich so, man kann das immer wieder beobachten. Das Böse hat seinen festen Platz in der Schöpfung. Das bedeutet aber nicht dass man diese Mächte durch sein Denken Fühlen und Handeln unterstützen soll. Man kann das Böse nicht besiegen, aber man muss nicht derjenige sein durch den es in die Welt kommt.

Ogris: Mir fällt auf, dass sowohl Bardon, als auch du, das Wort “Gott” so gut wie nie verwendet. Ihr umschreibt beide das Mysterium mit Göttlicher Vorsehung. Glaubst du nicht an Gott?

Stejnar: Ich glaube nicht, dass ich an den Gott glaube den die verschiedenen Religionen beschreiben und den die Gläubigen der unterschiedlichen Konfessionen anbeten. Das ist nicht mein Gott. Das sind vom Menschendenken geschaffene Phantome und nicht einmal Götter. Aber ich glaube an eine unsichtbare komplexe vielschichtige Macht, die in Form und im Rahmen nachvollziehbarer geistiger Gesetze existiert. Den Beweis dafür liefert mir die phantastische Schöpfung, das Wunder des Lebens und Bewusstseins und auch die genialen Schöpfungen der Menschen sei es in der Kunst oder Wissenschaft, vor allem die Wissenschaft der Astrologie die diese geistigen Vorgänge verstehen und berechnen lässt. Dass wir alle nur bewegte Figuren in einem gottlosen kosmischen Computerspiel sind, das sich aus reinem Zufall selbst programmiert hat, kann ich nicht glauben.

Ogris: Du sagst wieder Macht und nicht Gott.

Stejnar: OK. Sag dazu wie du willst. Du kannst sie auch personifizieren. Ich habe damit kein Problem denn ich bin überzeugt diese Macht ist sich ihres Daseins genauso bewusst wie die Menschen und alle anderen Geister. Wir werden sie aber nie begreifen, darum erwähne ich sie auch nicht.

Ogris: Wie ist das mit den sogenannten Göttern Genien und Dämonen? Sind das nur Projektionen der Menschen oder gibt’s die wirklich so wie Franz Bardon sie beschreibt?

Stejnar: Also ich glaube schon, dass sie gibt. Aber man sollte unterscheiden zwischen jenen die schon existierten, bevor es Menschen gab und jenen, die erst aus den Gedanken und Gefühlen der Menschen entstanden sind.

Ogris: Welche von ihnen sind die Guten? Bei Bardon gibt es ja dieses Schwarz Weißdenken nicht. Wie ist das mit Gut und Böse. Warum siegt scheinbar immer das Böse? Wie kommt es, dass das Gute in der Welt stets unterlegen ist? Wenn in der Tierwelt das Starke überlebt ist das verständlich und wahrscheinlich zur Arterhaltung notwendig. Aber bereits in der Pflanzenwelt frage ich mich, warum die veredelten Pflanzen sofort vom Unkraut überwuchert werden, wenn man dieses nicht zeitgerecht am Wachsen hindert, und in der Menschenwelt schaut es so aus als wären die wie Unkraut wuchernden kriminellen Elemente überhaupt nicht mehr zu bändigen.

Stejnar: Also, ich unterscheide schon zwischen Gut und Böse. Das kann man auch ohne gescheit herum zu philosophieren. Man muss es aber von Fall zu Fall neu definieren. Und dabei wird man merken, es ist tatsächlich so wie Bardon meint, auch das auflösende Prinzip hat einen wichtigen Platz in der Schöpfung. Es lässt sich daher nicht ausschalten. Es kann nur in Schranken gewiesen werden, indem man es umwandelt. Das Böse zeigt seine hässlichste Wirkung, wenn es durch die Menschen wirkt. Daher entscheidet immer jeder für sich selbst was Gut und Böse ist. Der Einzelne kann es in sich kontrollieren. Am besten indem er bereits seine Gedanken und Wünsche, die sein Handeln bestimmen, überdenkt und jede Situation auch vom Standpunkt seiner Mitmenschen aus betrachtet.

Was ist denn Gut und was ist Böse? Böse ist immer das, was zu viel ist, oder das was zu wenig ist. Die Übertreibung und Entartung nach einer Richtung. Zu viel Mut wird Übermut, zu wenig bereitet der Angst den Weg und lässt erstarren. Aber auch Angst ist gut denn sie macht vorsichtig und bremst den Übermut. Gut ist die Mitte. Damit ist klar, es gibt mehr Möglichkeiten für das Böse wie für das Gute. Es steht Zwei zu Eins. Das sogenannte Böse kann nach zwei Seiten entarten, das Gute hat nur die eine Möglichkeit nämlich die Mitte zu bewahren. Daher ist es ganz wichtig, dass man sehr aufmerksam bereits jede kleinste Regung die zu stark in eine Richtung drängt aufdeckt und bremst.

Ogris: Glaubst du an Baphomet, an Luzifer und an all die “bösen” Dämonen und Geister?

Stejnar: Was für die braven Engel und Götter gilt, gilt auch für die anderen, die sogenannten bösen Geister. Ich habe auch kein Problem damit, sie zu personifizieren. Ich finde das “Geistermodell” besser als, wenn man wie das manche modernen Esoteriker tun, alle Wesen auf Felder und Frequenzen reduziert. Die Frage ist aber nicht ob man an sie glaubt und ob es sie gibt, sondern wie sie entstanden sind. Es geht nicht um gut oder böse, sondern darum, dass die meisten Geister von Menschen abhängig sind. Wo das der Fall ist können auch guten Geister entarten. Nicht, weil sie den Menschen schaden wollen, sondern weil sie, ohne es zu merken, verhindern, dass die Menschen mächtiger werden als sie selbst. Sie helfen und unterstützen die Evolution indem sie sich einbringen, aber gerade dadurch lenken sie davon ab, dass sich der Einzelne gleichmäßig entwickelt und von ihnen unabhängig wird. Ich meine jetzt nicht die Schemen und Larven, die Schmarotzer die Bardon beschreibt, und jene “Götter” die erst durch das Denken und die Anbetung der Menschen entstanden sind, ich habe den Verdacht, dass die ganze Hierarchie der Genien die Bardon beschreibt, von den Menschen profitiert. Indem sie den einzelnen dazu inspirieren in ihrem Sinn zu denken, und handeln, wird dieser zwar gescheiter und kann neue Erkenntnisse sammeln, aber gleichzeitig wird er auch in ihre Ebene einbezogen und verliert, wenn er sich nicht wieder löst einen Teil seiner komplexen Identität. Man muss also wachsam sein und immer kontrollieren was man gerade denkt und fühlt. Es ist schwer seine persönlichen Elementale, also alle “eigenen” Gedanken und sonstigen feinstofflichen Bewusstseinsträger, von den Elementalen, die als Eingebungen im Bewusstsein aufscheinen, zu unterscheiden. Im Prinzip gilt, jede einseitige Spezialisierung und Entfaltung einer genialen Fähigkeit ist gefährlich, sobald sie auf Kosten anderer Interessen geht.

Ogris: Was verstehst du unter schwarzer Magie? Ich las gerade ein Buch von Paulo Coelho. Kennst du den? Gehörte der zu deinem “Esoterischen Kreis?” Der beschreibt nämlich eine Begegnung mit dem Bösen, und zwar genau so wie auch du es in zwei deiner Bücher beschreibst.

Stejnar: Du bist bereits der vierte der mich das fragt. Inzwischen hat mir jemand die beiden Bücher von Coelho geschickt und ich versteh deine Frage. Du meinst sein schreckliches Erlebnis, als sich in seiner Wohnung diese rußige Finsternis manifestierte und tagelang nicht verschwand.

Ogris: Genau. Er bekam solche Angst, dass er aus seiner schwarzmagischen Loge austrat und stattdessen aktives Mitglied in irgendeiner frommen katholischen Sekte wurde.

Stejnar: Also, es ist viel gefährlicher, wenn sich das Böse in einem Menschen verbirgt, als wenn es sich in Form von Russ und Rauch in einem Zimmer manifestiert. Es ist nicht das Böse das Angst macht, sondern das ungewohnte Unerklärliche. Trotzdem verstehe ich nicht, dass Coelho, der ja angeblich ein harter Bursche ist gleich die ganze Magie aufgab.

Das Interessante daran ist, dass angeblich auch andere Mitglieder seiner Loge das gleiche Erlebnis hatten. Aber bei mir war es anders. Die Begegnung des Protagonisten mit Baphomet, die ich im Buch der Meister und in dem Kinderbuch Andy Mo beschreibe, habe ich mir bloß ausgedacht. Dass ich sie trotzdem so beschreibe wie Coelho die Erscheinung des Bösen erlebte, ist jedoch kein Wunder. Du denkst dir etwas aus und natürlich erlebst es im Geist. Jeder Gedanke ist ein Erlebnis und ein Ereignis auf der feinstofflichen Ebene. Wenn du etwas beschreiben willst zeichnest du im Geist ein Bild und erschaffst es sozusagen, ganz egal ob es vorher, und von deinen Gedanken unabhängig, existierte oder nicht. Und es existiert danach auch noch eine Zeitlang weiter. Wenn es andere lesen und damit geistig nach zeichnen sogar recht lange. Es wäre interessant zu erfahren wann Coelho und seine Freunde das Erlebnis hatten. Ich schrieb diese Passagen ca. 1993 – 94. Die Stelle in Andy Mo schrieb ich viel später, vielleicht wurde da sein Buch bereits gelesen und das Bild war von vielen Lesern aufgeladen.

Ogris: Du schilderst ja im Buch der Meister die Ebene des Golema, diese Intelligenz die auch nach Bardon für Autoren zuständig ist. Da werden die Phantasien und Gedanken sämtlicher Schriftsteller wie in einer riesigen Bibliothek für alle zugänglich aufgelegt, und jeder schöpft aus dem gleichen Bilderangebot. Coelho hat noch ein Buch geschrieben in dem er deine Gedanken aufnimmt. Ich meine sein Buch “Der Alchimist”. Das ganze Buch beruht auf der gleichen jüdischen Lehrgeschichte von dem Traum über einen vergrabenen Schatz, mit der du in deinem vierten Buch der Meister, die Suche nach dem Wahren ICHSELBST beschreibst. Bei dir eine Seite, bei ihm ein ganzes Buch.

Stejnar: Ein Buch das ein Bestseller wurde. Der weise Rabi der sich diese Geschichte einmal ausgedacht hatte, würde sich freuen, wenn er wüsste, dass sein Gedankensame aufging und Früchte trägt. Aber zurück zu deiner Frage nach dem Bösen. Ich habe nie den Versuch unternommen das Böse zu evozieren oder anzurufen. Aber ich hatte trotzdem einige ähnliche Erlebnisse die mir mächtig Angst einjagten. Viele glauben, sie erleben eine Manifestation aus einer anderen Ebene, aber in Wahrheit sind es ihre eigenen geistigen Blähungen die sich entladen. Die gespannte Erwartung und die zumeist gruselige Stimmung produziert entsprechende Elementale die den Anwesenden schaurig über den Rücken rieseln oder ein Schemen entsteht und macht einige Geräusche. Wenn besonders begabte oder sensible Personen gemeinsam arbeiten, oder sich über einen längeren Zeitraum einer gemeinsamen Vorstellung widmen, kann sich ein Gruppengeist bilden ein sogenannter Egregore. Der manifestiert sich aber in der Regel nicht vor seinen Opfern, sondern in ihnen, und zwar so, dass sie es gar nicht merken.

Zumeist passiert nämlich bei Evokationen oder Beschwörungen gar nichts. Zum Glück. Denn die meisten machen, sobald sie tatsächlich die Nähe einer Wesenheit spüren, in die Hose. Sogar Crowley brach angeblich seine Abramelin Exerzitien vorzeitig ab, weil unangenehme Spukphänomene auftraten. Und ein Sohn des Großmeisters der Fraternitas Saturni landetet nach einer angeblich gelungenen Beschwörung des Luzifer, bei den Zeugen Jehovas. Ich kenne noch einige Leute die sich für große Meister hielten und die dann, nachdem sie ihr erstes Erlebnis mit einer übersinnlichen Erscheinung hatten, lammfromme Kirchengänger wurden.

Ogris: Wie war das bei dir? Du hast in einem Artikel, der zuerst in der Anderen Welt und dann in Anubis erschien, ein Erlebnis beschrieben, bei dem dein Bett über einen Meter hochstieg, die Möbel sich verrückten und unheimliche Geräusche zu hören waren, so dass die Leute im Haus mitten in der Nacht fluchtartig das Haus verließen.

Stejnar: Ja das war 1958 in Schweden. Ich hatte gerade Besuch von meinem Freund aus Wien. Wir waren neunzehn Jahre alt und machten beide seit einigen Monaten die Bardon Übungen. Das schrecklich war die grauenhafte Angst die ich dabei hatte, denn ich glaubte ein Dämon in Form eines grünen Gesichts dringe in mich ein und wolle mich aus meinem Körper ziehen. Ich war wie gelähmt, habe dabei entsetzlich gestöhnt und das hat natürlich meinen Freund erschreckt der nur sah wie aus meinen Augen grünes Licht strahlte und sich mein Bett samt mir in die Höhe hob, und Sachen durchs Zimmer flogen. Wir hatten beide danach tagelang Angst.

Ogris: Du hast dann trotzdem nicht, wie die anderen, der Magie entsagt und bist ins Kloster gegangen?

Stejnar: Nein nein. Ich hatte schon als Kind einige sehr beeindruckende Erscheinungen, damals waren es Lichtgestalten die mir, obwohl ich sie für Jesus und Maria hielt, genauso Angst einjagten wie der Hüter der Schwelle. Ich war also bereits vorbereitet, so dass ich den Schrecken bald überwunden hatte. Für mich war dieses Erlebnis sogar eine Herausforderung und eigentlich fing mein magischer Weg erst jetzt so richtig an. In ein Kloster brauchte ich nicht zu gehen, ich lebte sowieso bereits wie ein Eremit. Dieses schwedische Dorf in dem ich lebte, war für mich, der ich aus der Großstadt kam, wie das Ende der Welt und ich widmete meine ganze Freizeit nur mehr meiner magischen Entwicklung. Ich war jung und neugierig und von den phantastischen Möglichkeiten fasziniert. Ich machte die unmöglichsten Experimente.

Ogris: Kannst du mehr darüber erzählen.

Stejnar: Nein. Ich möchte nicht Werbung für diesen Unsinn machen. Das ist Energieverschwendung und Zeitdiebstahl. Magie dient nicht dazu, dass man Geister beschwört und sich Lebensglück, Liebe und Reichtum erzaubert. Magische Schulung ist nicht dazu da, dass man die Welt und die Geister beherrscht, sondern dass man umgekehrt sich nicht mehr von der Welt und den Geistern beherrschen lässt. Um sich sein Schicksal glücklich und erfolgreich zu gestalten gibt es viel einfachere Möglichkeiten. Magie ist dazu völlig ungeeignet. Erstens funktioniert die nicht immer so wie man erwartet und zweitens gibt es, um erfolgreich zu sein, viel einfachere Mittel. Aber das wusste ich damals noch nicht.

Ogris: Du erwähnst das immer wieder. Trotzdem hast du ein Buch für Kinder und Jugendliche geschrieben in dem du den magischen Weg nach Bardon und deinen Meisterbüchern beschreibst.

Stejnar: Mein Buch ” Andy Mo” ist quasi eine Antwort auf Harry Potter. Warte auf den zweiten Teil, da führe ich die Kinder wieder weg von der Magie und zeige ihnen wie sie nur mit ihren Gedanken und Disziplin viel mehr bewirken können als mit all dem faulen Zauber.

Ogris: Was hältst du von Dan Brown und seinen Bestsellern Illuminati und Sakrileg?

Stejnar: Toll spannend, sagt man aber eben Romane. Ich habe sie nicht gelesen. Doch es stimmt; nicht nur die Illuminaten und Freimaurer besitzen den Schlüssel zur Magie. Auch die christlichen Orden hüten das Geheimnis und haben Zugang zu den von ihnen verteufelten magischen Mysterien. Auch sie arbeiten mit dem Schlüssel der Hermetischen Drei und Vier. Ich beschreibe das ausführlich in meinen Meisterbüchern. Dort steht was Dan Brown sicher nicht beschreibt. Aber er bringt ja nächstes Jahr einen Freimaurer Roman heraus. Vielleicht hat er auch etwas aus meinen Büchern geklaut.

Mehr aus diesem Gespräch mit Emil Stejnar ist in seinem Buch: FRANZ BARDON, WER WAR ER, WAS LEHRT ER, WOHIN FÜHRT SEIN WEG nachzulesen.

Interview 2 – Winter 2008 – von Walter Ogris mit Emil Stejnar

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