Interview 2 – Winter 2008 – von Walter Ogris mit Emil Stejnar

Walter Ogris führte ein persönliches Interview mit Emil Stejnar

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Nachstehend bringe ich einige Auszüge aus einem Interview

von Emil Stejnar im Winter 2008 für das

ARCHIV HERMETISCHE TEXTE

www.archivhermetischertexte.at

© Walter Ogris

Ogris: Da ist etwas Sensationelles passiert. Deine Bücher sind nun auch im Buchhandel erhältlich. Was bisher nur einem kleinen ausgewählten Freundeskreis zugänglich war, kann jetzt jeder übers Internet bestellen. Warum hast du deine Meinung geändert?

Stejnar: Eigentlich ist daran ein Scharlatan schuld. Da hat einer 25 Seiten und zwar das “Ritual der Hermetischen Vier” aus meinem 5. Buch der Meister abgeschrieben und in einem völlig anderen Zusammenhang veröffentlicht. Der in den Hermetischen Wissenschaften völlig ungebildete Autor hat sich damit entschuldigt, er habe geglaubt der Text stammt von Dr. Franz Sättler. Der Verlag, der für die Herausgabe dieses unsinnigen Buches verantwortlich war, hat zwar auf Betreiben meines Anwaltes den Verkauf sofort gestoppt, aber ein Großteil der Bücher war bereits im Handel. Dass die Göttliche Vorsehung diese Profanierung zuließ, zeigt dass die Zeit der Geheimhaltung vorbei ist. Nicht nur meine Meinung, die ganze Welt hat sich verändert.
Sowohl die grobstoffliche als auch die feinstoffliche Ebene ist im Umbruch. Und diese Veränderungen sind erst der Beginn einer Umwandlung des gesamten geistigen Gefüges, in das wir eingebettet sind. Vor ca. 500 Jahren versuchte Martin Luther eine entartete Religion zu reformieren und ist kläglich gescheitert. Dann kam die sogenannte Aufklärung. Geistig aufgeschlossenen Personen wollten die Macht der Kirche und den Aberglauben eindämmen. Aber auch das hat nicht viel bewirkt. Der Einfluss religiöser Fanatiker ist heute größer als je zuvor. Islamistische Fundamentalisten, Orthodoxe Evangelisten, und pseudoesoterische Sekten verdummen noch immer die Menschen, beeinflussen die Politik und verunsichern die Welt. Man hat das Kind mit dem Bade – den Geist mit dem Klerus – ausgeschüttet. Naturwissenschaft und Technik konnte das Bedürfnis der Menschen an höhere Mächte zu glauben, nicht befriedigen. Die Hoffnung auf eine bessere jenseitige Welt, die Frage nach dem Sinn des Daseins ist geblieben. Und leider auch der Streit zwischen den Religionen, der eigentlich kein Streit zwischen Religionen, sondern zwischen dem Zeitgeist des Mittelalters und der Neuzeit ist. Wir brauchen wieder eine Aufklärung.

Ogris: Und du glaubst ein magisches Weltbild kann das Problem lösen. Quasi eine Kulturrevolution des Glaubens auslösen?

Stejnar: Nicht nur die Wissenschaft auch die Esoterik hat sich weiter entwickelt. Aus simplen Glaubensformen entstand das Wissen von der Arbeit mit dem Geist. Aufklärung beschäftigt sich heute nicht mehr mit dem Glauben an Gott und unsichtbare Geister, sondern mit der Erforschung von dem Geist der in jedem Menschen steckt: dem Geist der von sich sagt, “Ich bin”. Die moderne Esoterik untersucht wie man den Geist, der genau wie die physikalischen Kräfte nur in seiner Wirkung erkennbar ist, benützen kann.
Keine unserer Wissenschaften kann erklären was Materie ist und trotzdem beherrschen wir einen großen Teil dieser stofflichen Welt. Wir kennen die mit der Materie verbundenen Kräfte, die Elektrizität, den Magnetismus, die Kernenergie und arbeiten damit. Wir nützen gezielt die Wirkungen der uns umgebenden Substanzen, aber woraus die Welt besteht und was sie zusammen hält wissen wir nicht.
Genauso ist es mit dem Geist. Auch vom Geist wissen wir nichts, aber trotzdem bestimmt er unser Leben. Wir sind Geist und eingebettet in eine Welt des Geistes, von dem wir ständig bestimmte Wirkungen zu spüren bekommen, doch den meisten von uns ist das gar nicht bewusst. Man wird bewegt von Gefühlen, hält für wahr was man glaubt, kämpft mit seinem Willen gegen unsichtbare Mächte, die uns fressen, rauchen, saufen lassen und scheinbar Teil von uns selbst sind. Auch wenn man weiß, das liegt an den Hormonen, Botenstoffen und elektrischen Aktivitäten der Gehirnzellen und Synapsen, so erklärt das nicht, wieso man, also der Geist, mit seiner Vorstellungskraft, Glaubenskraft und Imaginationsfähigkeit das Gleiche bewirken kann. Auch das ist wissenschaftlich nachgewiesen, denke bitte an die Ausschüttung von Hormonen bei bestimmten Gedanken, oder an den Placeboeffekt, oder an die gedankliche Steuerung von Prothesen. Vollständig Gelähmte sind in der Lage mit ihren Gedanken einen Cursor am Bildschirm zu verschieben.
Magie und Mystik ist die Wissenschaft von der Arbeit mit dem Geist. Was den Religionen durch all die Jahrtausende nicht gelang, kann die Esoterik bewirken. Die Glaubensvorstellungen und Gebote der Religionen haben die Welt nicht besser gemacht, im Gegenteil, sie haben uns nur Kriege gebracht. Der Charakter des Einzelnen hat sich dadurch nicht verbessert. Esoterik, ich meine damit nicht die Pseudoesoterik die unsere Gurus verbreiten, sondern die Magie und Mystik des 3. Jahrtausends, die ich in meinen 10 Büchern beschreibe, ist eine Philosophie und Wissenschaft, die tatsächlich zur Eigenverantwortung erzieht. Dieses Denkmodell, das den Weg, den Franz Bardon beschreibt folgt, stellt nämlich nicht nur in Aussicht, dass ein Bewusstsein ohne Körper möglich ist, sondern zeigt auch Wege, wie man das bereits zu Lebzeiten erfahren kann. Und es macht klar, dass die Qualität des Lebens im körperlosen Zustand vom persönlichen Charakter abhängig ist.

Ogris: Wieso das?

Stejnar: Na überleg einmal, was von dir kann überleben? Was von dir ist nicht materiell? Was ist denn der Geist der dein Bewusstsein trägt? Nimm alles weg von dir das stofflich ist. Was bleibt übrig? Was bleibt von einem Menschen wenn er stirbt?

Ogris: Übrig bleiben die Gedanken, die Gefühle und vielleicht auch einige Triebregungen, also unsere sogenannte Innenwelt. Und dann natürlich auch unsere Willens und Vorstellungskraft mit der man seine Gedanken Gefühle und Begierden kontrollieren kann. Aber, wer kann das schon?

Stejnar: Richtig. Das wissen wir von den außerkörperlichen Erlebnissen, das ist gar nicht so einfach. Was von uns nach dem Tod bestenfalls übrig bleibt, ist also ein Bewusstseinszustand, der der Welt der Träume entspricht. Sobald wir das Körperbewusstsein verlieren, wird die Innenwelt zur Außenwelt. Unsere Forschungen haben das nachgewiesen: im körperlosen Zustand, treten einem tatsächlich, ähnlich wie in der Welt der Träume, seine Vorstellungen, Gefühle und inneren Regungen als Umwelt in Form von Landschaften und Wesen gegenüber. Egoistische Regungen können sich in diesem persönlichen “Seelengarten”, der ein Zwischenreich zu den geistigen Ebenen ist, als dunkle bedrohliche gegnerische Mächte, Mitgefühl als Freunde und hilfreiche Lichtgestalten manifestieren. Dein Charakter bestimmt also dein Sein nach dem Tod.

Ogris: Jetzt verstehe ich, was du meinst. Wenn einem das, was man normalerweise in seinem Inneren erlebt, im körperlosen Zustand als Umwelt erscheint, dann ist es nicht gleichgültig, welche Gedanken und Gefühle man hegt. Die Elementale eins miesen Charakters werden einem als miese Umwelt entgegentreten. Die sozialen Werte unserer Ideale: Wahrheit, Gerechtigkeit und Mitgefühl, sind somit Qualitäten der persönlichen geistigen Strukturen die auch die eigene Befindlichkeit bestimmen. Damit bekommen Tugend, Moral und Geistesschulung einen völlig neuen Sinn. Es geht nicht darum brav und gottgefällig zu sein, sondern um sein eigenes Wesen neu zu gestalten, damit man seinen Geist richtig einsetzen kann. Wenn die Moleküle des Geistes die Gedanken und Gefühle sind, muss man diese kontrollieren, wenn man seine geistigen Glieder gebrauchen will. Du willst also die Religionen durch Esoterik ersetzen?

Stejnar: Nein, im Gegenteil. Wer eine Religion als Krücke braucht, der ist für die selbständige Arbeit mit dem Geist noch nicht bereit. Aber ich will zeigen, dass jede Religion ihre Esoterik hat. Die Juden haben ihre Quabbalah, die Muslime den Sufismus, auch das Christentum hat eine Esoterik, ich beschreibe diese verborgene Magie und Mystik in meinem Buch “Exerzitien für Freimaurer”: Was die Freimaurerei durch die Vier Elemente ausdrückt, ist in der christlichen Symbolik das Kreuz. Die vier Balken an die der göttliche Geist gebunden ist, sind für den Menschengeist die vier Strebungen seines Denkens, Fühlens, Wollens und Daseins, die ihn, wenn er sie nicht aus seiner Mitte heraus kontrolliert, in unterschiedliche Richtungen ziehen und einseitig in Form von Meinungen, Gefühlen, Begierden und Gewohnheiten gefangen halten. Christus ist für einen christlichen Esoteriker Symbol für das wahre “Ich-Selbst” das in jedem Menschen erwacht, sobald er sich sein geistiges Wesen bewusst macht. Der Geist fühlt sich zuerst hilflos – wie ein Kind im Stall zwischen den Tieren (den Körpertrieben und primitiven egoistischen Regungen), gegen die er sich erst durchsetzen muss.
Diese Selbstfindung des Geistes ist nur über die 4 Elemente, durch eine Inkarnation in einem Menschenkörper, in dem die vier Strebungen vereinigt und zu einer neuen Einheit zusammengefügt werden können, möglich. Das ist die geheime Botschaft von der Geburt im Stall, dem Tod am Kreuz, und der Auferstehung. Die Jesuiten lehren eine gezielte magisch mystische Schulung des Geistes, die ganz den Regeln der hermetischen Tradition folgt. Du findest dort, neben einer harten Willensschulung, Konzentrations- und Imaginationsübungen für alle Sinne – so wie es auch Bardon beschreibt. Auch das Erwachen hat der Gott Moses, diesem eigentlich gelehrt. Als er seinen Gott nämlich nach dessen Namen fragte, sagte dieser, “ich bin der ICH BIN”. Und Christus rügte den Apostel Petrus, weil er eingeschlafen war und ihn vergessen hat. Na du weißt doch, wie oft man während des Tages “einschläft” und seinen inneren Christus, du kannst auch Chef dazu sagen, vergisst, also vergisst, dass man ein geistiges Wesen ist, das in einem Körper steckt. In der Vorstellung Ich bin wird man erwachen und den Tod überwinden. Die Jesuiten kannten dieses Mysterium, das jeder in sich trägt und sie kannten auch die Magie des Denkens.

Ogris: Kein Wunder, dass dieser Orden so erfolgreich war.

Stejnar: Ja, früher. Jetzt ist das anders. Da macht doch keiner mehr die vorgeschriebenen Exerzitien. Das ist genau wie bei den Bardon Lesern. Oder kennst du jemanden der die Übungen wirklich macht?

Ogris: Doch. Zumindest eine zeitlang oder ab und zu. Du bist doch selbst gegen fanatisches Üben. Aber ich kenne auch Leute, die fragen sich, wozu die ganze Geistesschulung eigentlich dienen soll? Die letzten Erkenntnisse der Neurologie und Gehirnforschung zeichnen doch ein Menschenbild, das ferngesteuerten Maschinen gleicht. Der ganze Charakter, die Anlagen, die Eigenschaften und Fähigkeiten sind nach Meinung der Neurowissenschaftler genetisch bedingt. Moral wird auf ein Areal im Gehirn fixiert. Fehlt es oder arbeitet es nicht, dann fehlt angeblich auch die Fähigkeit zur moralischen Beurteilung einer Handlung.

Stejnar: Das mag sein. Fehlt an einem Auto das Lenkrad oder die Bremse kann man auch nicht steuern oder anhalten. Aber man kann diese Mechanismen installieren und das kann man auch im Gehirn. Neuronale Prozesse kann man auch willentlich durch Gedanken auslösen und steuern. Die Magie und Mystik des 3. Jahrtausends kennt den grobstofflichen Selbststeuerungsmechanismus der Natur, aber sie kennt auch die Hebel über die man als Geistwesen selbst die Steuerung übernimmt.

Ogris: Wenn man will.

Stejnar: Wenn man will. Das ist ja die Voraussetzung jeder Geistesschulung, dass man mehr will, als einem zugeteilt wurde. Dass man mehr wissen will, mehr können will, mehr erreichen will, als scheinbar möglich ist. Dass man bereit ist mehr zu leisten, als einem leicht fällt zu tun. Die Geistesschule ist eine Eliteschule für Menschen, die sich nicht damit abfinden, wie Tiere von ihrem Körper und seinen Bedürfnissen gesteuert zu werden. Man kann bestimmte Anlagen gezielt entwickeln und unerwünschten Eigenschaften entgegenwirken. Die Ursachen von Gewalttätigkeit, Moral und Entscheidungsfindungen sind zwar neurobiologisch determiniert, das ist klar, wir leben ja auf der grobstofflichen Ebene, aber trotz der Einflüsse von Gehirn, Hormonen, und Astrologie, die spielt nämlich auch eine Rolle, bleibt jedem bewusst handelnden Menschen die Freiheit etwas zu tun oder zu unterlassen. Du kannst ja sagen wenn dich eine innere Regung dazu drängt etwas zu denken, zu wünschen und zu tun, oder nein sagen und die Handlung zu der dich dein Inneres bewegt, unterlassen.

Ogris: Diese Instanz, die ja oder nein sagen kann, scheint aber bei den meisten Menschen zu fehlen.

Stejnar: Sie muss geweckt werden. Das geschieht in der Regel bei einer Initiation oder indem man sich bewusst macht, dass es sie gibt und man sich gleichzeitig mit ihr identifiziert. Möglicherweise ist auch dafür ein Areal im Gehirn vorgesehen das man gezielt mit dem Gedanken “ICHBIN” programmieren kann. Man installiert sich quasi selbst, und das ist gleichzeitig ein geistiger Vorgang. Denn mit der Vorstellung “ICH BIN” wird automatisch ein Elemental gebildet, und zwar das einzige Elemental welches tatsächlich das Selbstbewusstsein tragen und am Leben halten kann.
Dieser Vorgang, bei dem man sich bewusst macht, dass man ist und zwar mehr ist als der Körper, mehr ist als seine Gedanken, Gefühle und Emotionen gleicht einem Erwachen. Wer sich beim Denken, Fühlen und Wollen beobachtet und als Beobachter erkennt, der erwacht. Der erkennt sich selbst und weiß, ich bin nicht meine Gedanken Wünsche, Triebe und Regungen, diese sind nur meine Glieder und Wesenszellen, ich bin der ICH bin und ich bin der Lage bewusst über die Wesenszellen meines Wesens zu gebieten. Jetzt ist eine persönliche Entscheidung unabhängig von Genen, astrologischen Einflüssen oder unkontrolliert feuernden Neuronen in bestimmten Gehirnarealen möglich.

Ogris: Jetzt sind wir wieder bei deinem Lieblingsthema dem Erwachen. Aber sind nicht alle Vorstellungen, Gefühle und Emotionen Bewusstseinsträger, also persönliche Wesensteile, die das Bewusstsein tragen?

Stejnar: Sicher, deine Gedanken und Gefühle sind Teil von dir oder besser gesagt von deinem Geist. Ohne sie würdest du dein Bewusstsein verlieren und in einen unbewussten “Trance” Zustand fallen. Aber sie sind nicht du selbst. Oder kannst du dich mit der Sahnetorte, der Zigarette oder der Wut im Bauch identifizieren, oder mit der nächsten Fernreise, nur weil dich die damit verbundene Vorstellung eine zeitlang beschäftigt und damit am Leben hält? Genaugenommen halten diese Vorstellungen gar nicht dich, sondern sich selbst am Leben. Sogar die höchsten Ideale und Glaubensvorstellungen die deinen Geist erfüllen, dienen nur sich selbst und der Idee, die sie ausdrücken, also dem Geist, der dahinter steht.
Die einzige Vorstellung hinter der du wirklich selber stehst, ist der Gedanke “ich bin”. Die Vorstellung “ich bin” ist das einzige Elemental mit dem du dich wirklich identifizieren kannst. Nur der Gedanke “ich bin” drückt wirklich aus, dass du bist und ist tatsächlich ein Teil von dir. Je öfter du diese selbstbewussten ICHBIN Elementale ins Bewusstsein holst, umso stärker werden sie und mit ihnen der Geist, auf den du dich stützen kannst.

Ogris: Das bedeutet die Übung des Wachseins ist wichtiger als alle anderen Übungen, die Bardon beschreibt.

Stejnar: Ja, zumindest für den Anfang. Aber die anderen Übungen sind natürlich genauso wichtig. Das Gleichgewicht der Elemente sollte immer erhalten bleiben. Die Schulung des Willens betrifft ja nur das innere Feuer und ist außerdem nicht nur auf der Bewusstseinsebene in Form des Wachseins, sondern auch auf der Mentalebene in Form von Konzentrations- und Imaginationskraft und auf der Astralebene in Form von Selbstbeherrschung wichtig. Ohne diese Fähigkeiten kann sich kein machtvoller Geist entwickeln. Aber ohne Wachsein haben die anderen Fähigkeiten wenig Sinn. So meine ich das! Es bringt nichts wenn man asketisch lebt, täglich brav meditiert und alle möglichen Übungen macht, aber dann im Alltag, von seinen Pflichten eingespannt und von seinen Gewohnheiten getrieben, wie ein gestresster Zombie durchs Leben hetzt. Die Arbeit mit dem Geist beginnt beim positiven Denken mit dem man gezielt seine Zukunft gestaltet, und im bewussten Erledigen der täglich anfallenden Arbeit und die Macht des Geistes wird im Umgang mit seinen Mitmenschen und in der Meisterung der Alltagsprobleme auf die Probe gestellt. Wachsein und gelassen bleiben, wer das schafft, ist schon ein halber Adept.
Die Anfrage über das Pentagrammritual, das Bardon angeblich nicht beschreibt, habe ich nicht vergessen. Ich werde dir das schriftlich zukommen lassen, dazu gibt es nämlich etwas Wichtiges zu sagen. Der Betreffende soll inzwischen über eine Pyramide meditieren.

Ogris: Warum hast du noch immer keinen Internetanschluss und keine eigene Homepage? Du bist doch sonst so modern und aufgeschlossen?

Stejnar: Vermutlich ist es mein Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Ich habe ja auch kein Handy und bin nur für wenige Freunde erreichbar. Außerdem hältst ja du mich am Laufenden, das reicht! …hier endet vorerst dieses Interview.

Anbei noch einige Antworten, auf eine eingelangte Anfrage, zu auftauchenden Phänomenen beim Meditieren. Sie passt einfach dazu und wird vielleicht auch andere Praktiker interessieren.

Lieber Walter,
nachstehend meine Gedanken zu den Phänomenen die Frau H. zeitweise empfindet. Du kannst diesen Brief an sie weiterleiten. Es handelt sich vermutlich um Folgen falscher Meditationstechniken, ich bekomme immer wieder solche Briefe, man sieht wieder wie wichtig die Bücher von Franz Bardon sind.

Sämtliche Phänomene, die bei, nach, oder in Zusammenhang mit geistigen Übungen auftreten, sind unerwünscht und deuten darauf hin, dass man sein feinstoffliches Wesen und die Wesenszellen aus denen der feinstoffliche Körper besteht, nicht beherrscht. Alle Gefühle und Empfindungen die unkontrolliert auftreten und seien diese noch so angenehm, sind Wesenszellen, die gegen den Willen den Bewusstseinsraum erfüllen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob diese als angenehm oder störend empfunden werden. Genauso wie Frau H. ein wohliges Gefühl und harmonisch feines Vibrieren empfindet, kann sie demnächst unangenehme “elektrische” aufdringliche Vibrationen empfinden, die sie nicht los wird. Als nächstes treten in der Regel Zwangsvorstellungen, Ängste und psychische Störungen auf. Bardon warnt ja eindringlich vor diesen Begleiterscheinungen, wenn man durch einseitige oder unsinnige geistige Übungen das mentale Gleichgewicht verliert. Energien, die man empfindet sind nie positiv. Positiv sind nur jene Energien, die man selbst aktiviert und gezielt in geistige, seelische oder physische Arbeit umsetzt.

Es macht keinen Unterschied, ob sich einem Gedanken, Gefühle oder Empfindungen in Form von “Energien” aufdrängen. Zu Vorstellungen und Visionen, die man nicht selbst hervorruft, sagt man Halluzinationen und betrachtet den Betreffenden als verrückt. Unkontrollierte Gefühle und Emotionen bezeichnet man als Hysterie. Unerklärbare Körperempfindungen bedeuten aber genauso eine Bewusstseins Störung und sollten behandelt werden.

Bardon achtet bei seinen Instruktionen sehr darauf, dass man jeder Qualität, mit der man arbeitet, die Entgegengesetzte Eigenschaft gegenüber stellt und jede Vorstellung die man imaginiert, zurücknimmt ehe man die Übungen beendet. Meditiert man zum Beispiel über das Luftelement indem man sich die Qualitäten warm, hell, flüchtig, fröhlich, locker, bewegt usw. vergegenwärtigt, dann muss man sich danach die entgegengesetzten Qualitäten des Erdelements ins Bewusstsein rufen. Das gilt natürlich für alle Formen der Meditation und für die Meditation ohne bestimmte Vorstellung erst recht. Meditation setzt Entspannung voraus und ist somit eine einseitige Übung. Das Gegenteil von Meditation ist Konzentration. Beides muss gleichermaßen geübt werden, was aber die meisten Esoteriker nicht tun. Die meisten setzen sich hin, entspannen sich, denken an nichts oder geben sich ihren Gedanken hin, was nichts anderes bedeutet als, dass sie sich öffnen und die Kontrolle über ihren Geist verlieren. Da nützt es auch nichts wenn man über eine Idee “meditiert”, oder sich wie bei der TM, auf ein Mantra konzentriert, das man in Regel gar nicht versteht. Jede Meditation bewirkt einen Bewusstseinszustand, der das ICH, wenn es nicht gefestigt ist, schwächt.

Unsachgemäßes Meditieren hat immer Folgen. Verdrängte Vorstellungen, unterdrückte Gefühle und versagte Körperbedürfnisse gewinnen, ohne dass der Betreffende es merkt an Macht und können sich in anderen mentalen Hüllen – zum Beispiel als Empfindung einer “Energie” oder dem Gegenteil einer Lähmung und Müdigkeit – bemerkbar machen. Selbst eine positive Empfindung wie die entspannte Leichtigkeit, die sich in der Meditation einstellt, kann sich zu einem Schemen verdichten, der sich selbständig macht, und in Form von Glücksgefühl oder Erleuchtungswahn ungerufen das Bewusstsein erfüllt. Auch wenn es sich dabei um eigene Wesenteile handelt, ist das eine Form von Besessenheit, die das Bewusstsein beinträchtigen kann.

Was kann man dagegen tun? Am Besten Schluss mit jeder Form von Magie und Mystik. Die Erfüllung der täglichen Pflichten im Alltag bietet genug Möglichkeit zur bewussten Geist- und Seelenschulung. Wer noch zusätzlich meditieren will, sollte sich an die Anleitungen von Bardon halten, und anstelle unsinniger Meditationspraktiken die Übungen nach Stufe eins und zwei und die von mir in meinen Büchern beschriebene Technik der Transformation der Urqualitäten praktizieren.Das Wichtigste jedoch ist: Jede Übung, jede Meditation, jede meditative Entspannung und Öffnung muss mit dem Gefühl des “Wachseins” und der Konzentration auf die Vorstellung “Ich bin” begonnen und beendet werden.

Mehr aus diesem Gespräch mit Emil Stejnar ist in seinem Buch: FRANZ BARDON, WER WAR ER, WAS LEHRT ER, WOHIN FÜHRT SEIN WEG nachzulesen.

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