Interview mit Emil Stejnar Gnostika 1999

Franz BARDON – Wilhelm QUINTSCHER – Emil STEJNAR

Seit es das ARCHIV HERMETISCHER TEXTE im Internet gibt, hatten wir tausende Zugriffe. Der größte Teil der Suchbegriffe bezog sich auf Bardon, Quintscher und Stejnar. Die “Gnostische Hermetik” hat damit John Dee, Aleister Crowley und die Freimaurerei überholt. Auch in der Esoterik ist offensichtlich der Fortschritt nicht zu bremsen.

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Interview aus der esoterisch-akademischen Zeitschrift Gnostika, Jan. 1999.

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IM GESPRÄCH MIT EMIL STEJNAR

1.

Herr Stejnar, Sie sind vor etlichen Jahren häufig in den öffentlichen Medien in Erscheinung getreten und haben dadurch einen großen Bekanntheitsgrad als Astrologe erreicht. Ihr Schutzengelbuch und die bisher erschienen Meisterbücher haben dann Ihren Ruf als kompetenter Magier begründet. Sie haben mit Ihrer “Gnostischen Hermetik” eine Tradition begründet, welche die Esoterik ins einundzwanzigste Jahrhundert führen soll.
Im Gegensatz zu unserem üblichen Vorgehen zuerst die sonst an letzter Stelle stehende Frage. Welche drei Bücher empfehlen Sie unseren Lesern, um sich damit einen Zugang zu Ihren eigenen Schriften- vor allem den Meisterbüchern- zu schaffen?

Ich habe immer Ihre Interviewpartner bewundert, weil sie alle auf diese Frage eine Antwort bereit hatten. Ich kann mich da nicht festlegen. Es gibt doch für jede Erkenntnisfähigkeit und Entwicklungsstufe ein anderes hilfreiches Buch das eine Zeitlang als Wegweiser das Suchen erleichtert.
Da ist Gustav Meyrink, seine Werke sind viel mehr als Okkultromane, man sollte sie immer wieder lesen und auch seine anderen Geschichten, z.B. “Die Verwandlung des Blutes” wo er seinen persönlichen Weg und alle seine Irrwege beschreibt, sind ungemein aufschlussreich. Da ist weiters Rudolf Steiner. Ich lese ihn mit Wut im Bauch und prinzipiell nur am WC, weil ich da nicht davonlaufen kann. Trotzdem halte ich ihn für einen der bedeutendsten Esoteriker. Da ist Thomas Ring, der hervorragendste Psychologe unseres Jahrhunderts. Die ersten drei Bände seiner “Astrologischen Menschenkunde” bieten den besten Einstieg in die Hermetische Anatomie. Da sind die Werke der christlichen Mystiker, die Bhagavad Gita, die Bergpredigt, die…

2.

Darf ich Sie trotzdem um drei Titel bitten?

Also gut. Aber ich muss Sie enttäuschen, die alten Scharteken der Gnosis und Hermetik sind nämlich nicht besonders geeignet den gnostisch-hermetischen Weg zu erschließen.
Die alten Meister und Adepten verwendeten ein Vokabular das wir heute nicht verstehen oder falsch übersetzen würden. Sie überlieferten hauptsächlich Theorien für Erkenntnisse und nur wenige nachvollziehbare Anweisungen für die Praxis. Daher für den Anfang (aber nicht nur für Anfänger, denn auch der Fortgeschrittene wird sich an diesen wertvollen Ratschlägen ein Leben lang orientieren können), ein Lebenshilfebuch für die Praxis: “Unfug des Lebens und des Sterbens und das Ende des Unfugs”, von P Mulford. (Fischer Taschenbuch) Damit kann sich jeder auf rasche und einfache Weise davon überzeugen, dass es möglich ist, mit seinen Gedanken und Gefühlen sein Leben gezielt zu beeinflussen. Für die nächsten Operationen: “Der Weg zum Wahren Adepten” von Franz Bardon. (Verlag Hermann Bauer) Es ist das beste Lehrwerk der Hermetik. Mit diesem wohl wertvollstem Okkult-Buch, das je geschrieben wurde, lernt man, wie man seinen Geist und seine Seele, also die Bewusstseinsträger seines wahren ICHSELBST und damit sich selbst, gezielt und willentlich verändern kann, und dabei ganz nebenbei magische Fähigkeiten entfaltet. Und zuletzt für die ganz großen Meister: “DasKronenzeitung-Kochbuch”.(Verlag Dichand und Falk Wien). Neben phantastischen Rezepturen der Österreichischen Küche wird da auch das alchemistische Geheimnis der Zubereitung des wahren Wiener Milchrahm-Topfenstrudels offen gelegt.

3.

Wie sind Sie zur Esoterik gekommen?

Interessanter wäre die Frage wie ich manchmal von ihr abgekommen bin, aber bitte. Es geschah kurz vor meinem fünften Geburtstag. Ich war lebensgefährlich erkrankt, die Ärzte hatten mich aufgegeben, aber irgendwie überlebte mein Körper und ich erinnere mich genau an die Wende. Es war wie ein Initiationserlebnis.
Man hatte mein Bett auf die Terrasse des Krankenhauses geschoben, die noch milde Wintersonne ließ den Schnee auf den alten hohen Tannen glitzern, ich beobachtete alles wie neugeboren. Die Fieberphantasien waren gelöscht, ich war klarwach. Und plötzlich entdeckte ich mich selbst. So wie ich den Himmel und die Tannen beobachtete, beobachtete ich mich selbst und mir wurde bewusst, dass ich mich selbst beim Beobachten beobachtete. Das war jedoch kein Außerkörperliches Erlebnis. Ich war mir meines SELBST auf eine Art bewusst, wie ich es erst viele Jahre später als Erwachsener wieder erleben durfte. Das Beeindruckende war aber nicht diese Erkenntnis, sondern das dabei vorherrschende, von innerer Ruhe und absoluter Zuversicht geprägte, tiefe Glücksgefühl, das ich nie wieder vergessen werde.
Die grüne Schlange hatte zugebissen. Mit der Erfahrung, dass es möglich ist, sich selbst beim Beobachten zu beobachten, tauchte nämlich auch die lästigste Frage aller Fragen auf: “Wer bin ich”? Ein paar Jahre lang genügte mir die Antwort vom Pfarrer, ich glaubte an eine Seele und wurde ein frommes, fröhliches Kind. Aber in dem Haus, in dem wir wohnten, lebte eine Frau, die wusste eine Menge aufregender Gespenstergeschichten zu erzählen, hatte Bücher über Zauberer, Nixen und Feen, die sie mir borgte und aufs Pendeln, Kartenlegen und die Astrologie verstand sie sich auch. Ich war fasziniert und bald kamen andere Fragen dazu.
Ich begann zu lesen und verschlang neben Karl May und Tom Sawyer alles was mir über Magie und Mystik in die Hände kam. Als ich neun Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern ein Abonnement der Zeitschrift “Mensch und Schicksal”, das war die “Esotera” der Vierziger- und Fünfzigerjahre. Zu meinem zwölften Geburtstag wünschte ich mir die “Geheimen Figuren der Rosenkreuzer”, die ich natürlich nicht verstand, und dann begann ich auch noch mit okkulten Übungen. Stundenlang fixierte ich einen schwarzen Punkt auf einem weißen Papier, um den “magischen” Blick zu erlangen und machte erste Hypnoseexperimente mit tief beeindruckten Freunden.
Doch dann begann ich wirklich ernsthaft nachzudenken. Die Zweifel kamen, mit ihnen die Philosophen und eine eitle Periode atheistischer Überheblichkeit. Darauf folgte die übliche schmerzhafte Phase pubertärer Leere, und zur Genesung der unvermeidliche Buddhismus. Dann Paul Brunton, Duval, Spiessberger, und natürlich die alten Mystiker und Meister, und endlich Franz Bardon. Inzwischen hatte ich auch meine Lehrzeit als Gold- und Silberschmied abgeschlossen, wanderte mit achtzehn nach Schweden aus und zog mich dort zurück, um ein “Adept” zu werden. Da stand ich wieder vor der Mutter aller Fragen “Wer bin ich – was ist ICH?”

4.

Konnten Sie eine befriedigende Antwort darauf finden?

Leider nein. Aber ich fand eine ganze Menge Schutt und Schrott und auch Wesentliches, Daseinsnotwendiges, das ich nicht bin, obwohl es mein Bewusstsein scheinbar trägt. Ich empfehle daher jedem, der nach Selbsterkenntnis strebt, er soll zuerst herausfinden, was er nicht ist und dabei versuchen, seine Bewusstseinsträger und die Welt gründlich in den Griff zu bekommen, ehe er der Welt entsagt und hofft, in “höheren Sphären” sein wahres ICHSELBST zu finden. Und wenn er dann nach dem Sinn des Daseins fragt, empfehle ich ihm, er soll zuerst seinem Dasein einen Sinn geben. Denn dann wird er merken, dass sich dabei etwas aus ihm herauskristallisiert, nämlich die Grundlage für sein wahres ICHSELBST. Erst jetzt kann er darangehen, diese erweiterte Form des Bewusstseins zu seinem Studium und zu seiner Welt zu machen.

5.

Haben Sie eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Daseins?

Also persönlich begegne ich dieser lästigen Frage am liebsten mit einer knusprig gebratenen Ente, einem gepflegten Bierchen und dazu vielleicht Mozart und einen leckeren hübschen Nachtisch. Das beantwortet sie in der Regel ganz von selbst. Aber wer will, kann im Leben auch andere Erfahrungen sammeln. Erfahrungen die man sonst vielleicht auf keiner anderen Ebene über sich und das Dasein machen kann. Und die ganz Eifrigen dürfen daneben als Geist -Seelisches Fitnesstraining sich selbst und die Welt verbessern.

6.

Was würden Sie nun einem Schüler der Hermetik, der Ihre Meisterbücher noch nicht gelesen hat, als erstes raten?

Natürlich dass er sie schleunigst liest. Aber dann sollte er alles, was er gelesen hat vergessen und die Mühen des Alltags als Schulung sehen und den täglichen Kleinkram bewusst wie eine Yogaübung angehen. Das ist viel gescheiter als stundenlang zu meditieren oder hunderte Bücher zu studieren. Er soll sich weiter immer so geben, wie er ist und wie es seinem Wesen entspricht und um keinen Preis der Welt etwas tun oder sagen, das er nicht wirklich vertreten kann. Wenn er sich dabei so oft wie möglich ins Bewusstsein ruft, dass er als Geist im Körper steckt und als feinstoffliches Wesen handelt, wird er nach und nach erwachen, sein Mitgefühl wird sich vertiefen, seine Willenskraft wird sich verstärken, und wenn er Glück hat, kommt er jetzt zur Vernunft und will dann gar kein Eingeweihter mehr werden.

7.

Woran erkennt man denn so einen Eingeweihten?

Leider ist mir in diesem Leben noch kein Adept begegnet und auch ich selbst bin kein Erleuchteter. Ich habe noch eine Verdauung, viel mehr Fragen als Antworten und wie bereits erwähnt, manchmal eine mächtige Wut im Bauch. Trotzdem glaube ich, dass man einen Hermetiker, der sich auf dem Weg zur Adeptschaft befindet, recht gut von den Schlitzohren, die sich dafür ausgegeben, oder den Wirrköpfen die sich dafür halten, unterscheiden kann. Darf ich dazu aus dem “Buch der Meister” zitieren:
“Die wahre Meisterschaft zeigt sich nicht in Wundertaten oder spektakulären mystischen Erlebnissen, sondern an der inneren Einstellung, mit der man das Leben meistert, und daran, wie man mit seinen Sorgen, Problemen und mit seinen Mitmenschen umgeht.
Bescheidenheit und Genügsamkeit stimmen das Wesen zufrieden und harmonisch auf die Gegebenheiten ein. Wünsche schwinden, die früher von Bedeutung waren. Gelassenheit bei Misserfolgen und Geduld wahren den Abstand zu bedrängenden Ereignissen. Das Bedürfnis nach Zurückgezogenheit wächst, während Anerkennung durch andere immer unwichtiger erscheint.
Absolute Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Toleranz und verständnisvolles Mitgefühl anderen gegenüber zeichnen den Charakter aus. Für andere ein Opfer zu bringen, wird als Bereicherung empfunden. Verzicht erfordert keinen besonderen Kraftaufwand mehr.
Erwartungen realisieren sich scheinbar ohne besonders Zutun. Man kennt seine Schwächen und nützt seine Stärken und bewahrt Gleichmut im Glück und im Leid”.

Ein Meister der Hermetik sucht nicht mehr nach verstaubten Manuskripten, ehrwürdigen Orden, geheimen Formeln, Ritualen oder unbekannten Instruktionen, er sucht seinen Meister nicht in einem „Guru”, sondern findet ihn in den heiligen sekundenlangen Ewigkeiten, in denen er sich mit seinem wahren ICHSELBST, das er selbst im Laufe seiner geistigen Entwicklung aus sich heraus gearbeitet hat, identifiziert.
Man darf sich vom Hermetischen Weg nicht zu viel und schon gar nichts Außergewöhnliches erwarten. Wenn das Gewöhnliche beginnt, erträglich zu werden, ist man auf dem rechten Weg. Die Zeichen und Wunder geschehen erst dann, wenn man sie nicht mehr erwartet.

8.

Sie haben als Begründer der von Ihnen genannten “Gnostischen Hermetik” nicht nur in der Esoterik, sondern auch für die Psychologie, zum Teil völlig neue, Denkmodelle aufgestellt.

• Für Sie ist die Seele kein nebuloses Lichtgespinst, sondern ein feinstofflicher Organismus, dessen Organe, Glieder und Wesenszellen, in Analogie zu den astrologischen Planetenprinzipien, ganz bestimmte anatomische und physiologische Funktionen erfüllen.
• Im Geist sehen Sie kein höheres und niederes ICH, sondern nur ein einziges wahres ICHSELBST, das aber nicht vollkommen oder göttlich ist, sondern sich, je nach Erfahrung, mit seinen unterschiedlichen Wesenzellen identifiziert.
• Dieses ICHSELBST landet für Sie nach dem Tod nicht im Jenseits, sondern erwacht zuerst in seinem persönlichen Seelengarten, einer Art Seelenblase, wo einem alle Gedanken und Gefühle, die man hatte, wie wesenhafte Geister gegenübertreten und die erlebte Umwelt formen. Dabei bezeichnen Sie diese Geister als Elementale und Elementare und sehen in ihnen die persönlichen Wesenszellen des feinstofflichen Leibes, die es zu beherrschen und veredeln gilt. Nur wenn es gelingt, sie zu kontrollieren, könne man auch seine feinstofflichen Glieder und Organe, die aus diesen Wesenszellen aufgebaut sind, willentlich gezielt gebrauchen und sich in andere Sphären, also in das wirkliche Jenseits mit seinen echten Genien und Geistern, versetzen.
• Sie stellen dazu eine Verbindung von den Urqualitäten der vier Elemente zu den menschlichen Bewusstseinszellen, den persönlichen Eigenschaften, her und und trachten danach, aus der Theorie der Antike ein praktisches Einweihungssystem zur persönlichen Selbstvervollkommnung zu machen.

Sie haben aber auch recht ketzerische Theorien aufgestellt. So sehen sie z.B.. die Menschen als Melkkühe der Götter. Das wird für viele Esoteriker nicht gerade ermutigend sein, auch wenn Sie Auswege in Aussicht stellen.

Und jetzt meine Frage an Sie, woher haben Sie das alles. Aus welchen geheimen Archiven oder geistigen Quellen haben Sie Ihr Wissen geschöpft?

Die akademischen Fußnoten fehlen zwar in meinen Büchern, aber nicht alles ist wirklich neu. Ich habe nur, ohne an der Tradition zu kratzen, die Gnosis und die Hermetik von der Patina der Zeit befreit. (Über die hat sich ja neulich in GNOSTIKA ein Nichtokkultist, beklagt.) Aber ich verdanke meine Erkenntnisse weder medialen Eingaben, noch wurden sie sonst wo herbeigechannelt. Ich habe auch nicht bei alten Meistern abgekupfert, sondern versucht, dort weiterzudenken wo andere aufhörten.
Es ist klar, dass man beim Schreiben immer das gesamte bereits vorhandene Wissen mitverarbeitet, und beim Nachdenken niemals etwas Neues erfindet. Selbst das scheinbar wirklich Neue wird aus der jeweiligen Ebene und der ihr vorstehenden Intelligenz geschöpft, oder eingegeben. Deshalb begegne ich allen Inspirationen mit großer Vorsicht. “Worte und akustische Mitteilungen aus anderen Ebenen müssen, wenn man ihnen trauen soll und darf, so sein als spräche man sie zu sich selbst’, stellte schon Gustav Meyrink fest. Das gilt für alle Eingebungen und ich habe deshalb alles, was ich veröffentlichte, überaus kritisch zu prüfen versucht.
Die Gnostische Hermetik sieht sich zwar nicht als Wissenschaft, sondern als Fortsetzung der Tradition – sie will Denkanstösse und keine Axiome oder Dogmen geben – aber sie lehnt jede Form von Glauben, der nicht logisch nachvollziehbar ist, ab.
Leichtgläubigkeit ist ja in unserer heutigen, aufgeklärten Zeit, ein genauso weit verbreitetes Übel, wie im finstersten Mittelalter. Nicht nur in der Esoterikszene, wo ein Haufen Irrer, von denen die eine Hälfte (die Gesalbten wie sie Gustav Meyrink nannte), etwas predigt von dem sie keine Ahnung hat und die andere Hälfte (die Eingeseiften), ehrfürchtig lauscht und glaubt, was sie nicht versteht. Viel peinlicher ist, dass dieser kranke Geisteszustand mindestens genauso vielen so genannten Wissenschaftlern den Verstand vernebelt. Gerade Akademiker kaufen blauäugig ihrem Guru, oder anderen Schelmen, Okkultverlagen und Pharmafirmen den größten Schwachsinn ab. Das wird bedenklich wenn z.B. graduierte Ärzte glauben, sie können, statt mit Erfahrung und Intuition, mit zu “Bioresonanzgeräten” umfunktionierten Lügendetektoren, Krankheiten aufspüren, und sich auch gleich, Hocuspocus, das geeignete homöopathische Heilmittel anzeigen lassen.
Die Naturwissenschaftler wären gut beraten wenn sie nicht, von Glaubensfragen verunsichert, die Grundlagen der Wissenschaftlichkeit verlassen würden, genauso wie die Esoteriker zu ihrer Magie und Mystik stehen sollten, statt sich zu genieren und krampfhaft versuchen alles wissenschaftlich zu erklären.

9.

Aber gerade diese Kluft zwischen Wissenschaft und Esoterik versuchen wir in GNOSTIKA zu überbrücken. Sie halten das für schlecht oder aussichtslos?

Aber nein, ganz im Gegenteil. Magie und Wissenschaft widersprechen sich ja nicht. Es sind doch nur die Intoleranten, die Uninformierten, die einseitig ausgerichteten Fanatiker, die einander widersprechen, oder, weil sie die Materie nicht verstehen, diese Auswüchse entstehen lassen.
GNOSTIKA wird zwar, je nach Beitrag, immer wieder uneinsichtige Leser aus beiden Lagern verlieren, aber ich glaube, dass es trotzdem wichtig ist, aufgeschlossenen Menschen ein für sie fremdes Weltbild, erschließen zu helfen. Schwer genug wird das schon sein. Die Esoteriker müssen dazu vorher die Begriffe, mit denen sie operieren, genauer definieren, z.B.. was bezeichnet man mit Geist und was mit Seele – es gibt da nicht einmal ein gemeinsames Vokabular das ein befruchtendes Gespräch zwischen den Esoterikern der unterschiedlichen Traditionen untereinander ermöglichen würde – und die Wissenschaftler müssen den Esoterikern einerseits unvoreingenommen aber wachsam zuhören, und ihnen andererseits verständlich zeigen, dass die Erkenntnisse der Naturwissenschaft oft viel aufregender und phantastischer sind als die Berichte aus der Welt der Gnomen und Dämonen, und ungemein befruchtend für das esoterische Weltbild sein können. Nach dem hermetischen Gesetz, “wie unten so oben”, bietet die Naturwissenschaft überhaupt die einzige zuverlässige Methode auf der grobstofflichen Ebene Rückschlüsse auf andere “höhere” Ebenen zu ziehen.

10.

Wo sehen Sie die Möglichkeit eines Brückenschlags?

Zwischen der Psychologie auf der einen und der Astrologie auf der anderen Seite ist der bereits vollzogen. Ein guter seriöser Astrologe, weist heute auch ein fundiertes psychologisches Wissen auf, und umgekehrt nützen immer mehr Psychologen, die
vielen Möglichkeiten, die ihnen die Astrologie bietet.
Die Astrologie vermittelt ein anschauliches Seelenmodell, das auch die individuelle unsichtbare Wesensstruktur eines jeden Menschen verstehen lässt. Darüber hinaus ermöglicht sie, schon im Voraus zu erkennen, wann ein bestimmtes Seelenorgan besser oder schlechter funktionieren wird. Dieser “Seelenwetterbericht” ist, ähnlich wie eine Wirtschaftsprognose für die Wirtschaft, für die bewusste Planung des Lebensweges ungemein hilfreich, und versetzt jeden Therapeuten in die Lage, ohne zeitaufwendige Tests und zweifelhafte Methoden, sowohl die persönlichen Schwachstellen im Seelengefüge seiner Patienten als auch die Ursachen einer momentanen Störung und die voraussichtliche Entwicklung des Seelenzustandes zu erkennen.
Ich habe in den 25 Jahren meiner Tätigkeit als Astrologischer Lebensberater tausende Horoskope auf ihre Richtigkeit überprüft und ich kenne wirklich keinen Menschen der, sobald er sich die Grundregeln der Astrologie angeeignet hat und sich selbst praktisch damit beschäftigt, noch daran zweifeln würde. Andererseits wundert es mich überhaupt nicht, dass sich viele, sonst intelligente und aufgeschlossene Menschen, erst gar nicht damit beschäftigen, weil sie sich von all dem Schwachsinn, der auch als Astrologie feilgeboten wird, abgestoßen fühlen. Solange sich auch seriöse Astrologen dazu hergeben Zeitungshoroskope zu verfassen, und Laien, die keine Ahnung von Astrologie haben, Bestseller über “Mondastrologie” schreiben, solange jeder Scharlatan sich Astrologe nennen darf, wird sich das auch nicht ändern.
Die Astrologie ist zwar keine Wissenschaft, man könnte sie höchstens den erscheinungserklärenden Wissenschaften zuordnen, aber sie liefert derart überzeugende Beweise, dass neben den Gesetzen der grobstofflichen Welt noch ein feinstofflicher Mechanismus das Leben und das Bewusstsein beeinflusst, dass man sich diesen Fakten nicht entziehen kann.

11.

Sie gelten als Nachfolger Franz Bardons, halten Sie ihn für einen Eingeweihten?

Ja sicher. Was immer man sich unter einem Eingeweihten vorstellt, Bardons magische Fähigkeiten sind unbestritten, er hat sie oft genug demonstriert, das wurde mir von verschieden Menschen bestätigt, es gibt da eine Menge Anekdoten. Das war auch der Grund, warum er so ein dramatisches Schicksal erleben musste. Jeder Eingeweihte, der die Richtigkeit seiner Lehre mit Wundern untermauert, also die Macht des Geistes über die Materie beweist, beweist damit auch, dass es eine andere Welt als die grobstoffliche gibt, und verstösst gegen das Gesetz der Schöpfung, das aus sehr wichtigen Gründen die Ebenen trennt. Er setzt sich damit dem gerechten Ausgleich, der Strafe des „Herrn dieser Welt” aus, dem bekanntlich sehr viel daran liegt, dass die Menschen glauben, diese Welt sei die einzige Daseinsgrundlage. Die Macht der wesenhaften Kräfte, die die Naturgesetze der Materie überwachen, ist ja auch auf diese Welt beschränkt und wirkt nicht auf den feinstofflichen Ebenen. Im persönlichen Seelengarten und jenseits davon, im sogenannten Jenseits und auf den Ebenen der Hierarchien lässt einen nicht die Gravitation in den Abgrund stürzen, sondern höchstens die Angst.

12.

Es gibt auch die Geschichte, Bardon habe sich im zwölfjährigen Frantischek Bardon inkarniert und dafür dessen Karma auf sich genommen.

Das hat die Frau Votava verbreitet, weil sie ihren Guru mit Jesus gleichsetzen wollte. Bardon selbst hat das nie behauptet. Seine Witwe schrieb mir aber, dass ihr Bardons Mutter erzählte, er wäre eine Totgeburt gewesen und die Hebamme Habe ihn erst nach zwei Stunden zum Leben gebracht. Die ganze Karmatheorie würde sich ja selbst widersprechen, wenn so eine Tauschbörse für schlechtes Karma in Mode käme. Sein Karma muss schon jeder selber durcharbeiten, damit er die beherrschten und geläuterten Wesenszellen auch wirklich selbst beherrscht und in seinen Lichtleib einbauen kann.

13.

Es heißt, Bardon sei ein Schüler Wilhelm Quintschers gewesen und habe aus dessen Werken abgeschrieben, ohne auf ihn zu verweisen. Wo anders wieder ist zu lesen, dass er ein Schüler Karl Weinfurters war. Wissen Sie näheres darüber?

Bardons Vater war ein Weinfurter Schüler. Das Hat mir Frau Pravica einmal erzählt die, wie Frau Votava, Weinfurter sehr nahestand. Aber als Bardon engeren Kontakt mit den beiden aufnahm, war er schon weiter als Weinfurter und Hatte von diesem nichts mehr zu lernen. Das gleiche gilt von seinem Verhältnis zu Quintscher. Quintscher junior bestätigte mir, dass Bardon – er war damals ca. achtzehn Jahre alt, als er Vater Quintscher kennenlernte bereits magische Fähigkeiten entwickelt Hatte. Sein Vater Hat ihm ebenso erzählt, er und Bardon wären seit Jahrhunderten gute Freunde und sie würden sich immer gemeinsam inkarnieren und sich gegenseitig bei ihren Aufgaben Helfen. Quintscher war zwar der ältere von beiden und Hatte zu diesem Zeitpunkt bereits magische Lehrbriefe” verfasst, doch wer die Schriften Quintschers mit Bardons Werken vergleicht, wird keinen Zweifel Hegen, dass Bardon zwar einige von Quintschers Ausdrücken übernommen Hat, aber ein weitaus umfassenderes und verständlicheres Lehrsystem schuf. Bardons Hermetik unterscheidet sich in vieler Hinsicht grundlegend von Quintschers Adonismus. Es ist anzunehmen, dass er auch in Quintschers Forschungsloge mitgearbeitet hat. Von wem die Siegel der Genien stammen, die später Bardon veröffentlichte, ist mir nicht bekannt. Aus dem Briefwechsel Quintschers mit dem zum Kreis gehörenden Josef Schuster, Ordensname Silias, geht Hervor, dass dieser sehr begabte Schüler direkte Unterweisungen durch die „Unsichtbaren” erhielt und Quintscher sein Material übernahm, kommentierte und auswertete. Man vergleiche dazu auch das magische Tagebuch des Silias (Archiv Hermetischer Texte),in dem er eigene Evokationspraktiken und persönliche Belehrungen durch die Genien beschreibt. Vermutlich war esauch Silias, der die Exerzitien der Magie des Abramelin durchführte und die dabei erhaltenen Siegel der Genien von der Erdgürtelzone an die Brüder der Loge weitergab.
Selbst ein Eingeweihter muss sich in jedem Leben sein Wissen erneut aneig
nen und Bardon Hat natürlich viel gelesen. Frau Bardon schrieb mir dazu, er habe 960 Bücher gehabt und sich auch viele Werke ausgeborgt, die sie dann für ihn abgetippt hat. Einmal sei ihr dabei – sie habe beim Schreiben immer laut mitgelesen – plötzlich ein roter Hahn erschienen, worauf sie dann nie wieder Formeln laut aussprach. Bardon verdiente sich sein Studium zum Heilpraktiker, indem er als Fakir Vorstellungen gab. Quintscher junior erzählte mir, er war damals zwölf, dass Bardon nach seinen Vorstellungen noch öfter mit anderen Gästen aus dem Theater zu ihnen kam und einige Male seine wahren Fähigkeiten demonstrierte. Es wird ja leider überhaupt sehr viel über Bardon geschrieben, was nicht stimmt. So hat z. B. nicht er selbst den Roman Frabato verfasst, sondern Frau Votava, die auch die anderen Bücher, die ihr Bardon persönlich oder auf Tonband diktierte, abgetippt hat. Frau Pravica hat mehrmals erwähnt, dass er das Manuskript nicht mochte, und es wurde im Unterschied zu den anderen 3 Bänden erst nach seinem Tode veröffentlicht. Die redigierte Version hat er mit Sicherheit nicht gelesen, er wurde eine Woche bevor man es ihm brachte, verhaftet. Aber selbst dieses Manuskript wurde noch einmal vom damaligen Verlagsleiter des Bauerverlages, Herrn Geisler, und später von Dieter Rüggeberg umgeschrieben, wobei letzterer im Anhang noch einige Sachen unterbringt, die auch nicht von Bardon stammen. Da sind z. B. die Bilder der Adepten, die in Wahrheit aus dem 1930 erschienenen „Buch vom Buddha des Westens” stammen, von dem Bardon Kopien besaß. Dass er diese Bilder selbst aufgenommen hat, war nur die Meinung von Frau Pravica. Natürlich war Bardon auch keine Inkarnation des Lao Tse oder des Hermes Trismegistos. Denn der eine lehrte ein System, das auf einer völlig anderen Tradition beruht, und der Hermes war, falls er überhaupt je gelebt hat, sicher bereits damals im Range eines „Adepten”, wogegen Bardon angeblich erst in diesem Jahrhundert in den innersten Kreis der Erleuchteten aufgenommen wurde.

14.

Sie haben sowohl in Bardons „Schlüssel zur wahren Quabbalah” als auch in seiner „Praxis der magischen Evokation” gravierende Fehler nachgewiesen. Wie konnte Ihrer Meinung nach so etwas einem „Adepten “passieren. War es vielleicht seine Absicht, dass die Geniennamen verschlüsselt bleiben sollten?

Sicher nicht. Denn dann hätte er alle Namen in der Geheimschrift belassen und nicht nur die der Sonnen- und Mondebene. Die gefährlichen Genien und Gegengenien hat er ja auch erst gar nicht beschrieben. Aber ein Adept ist kein Übermensch, der nur auf Lichtstrahlen wandelt, sondern ist, wie ein ganz normaler Mensch, den irdischen Gesetzen und dem Alltag mit seinen Problemen undTücken genauso ausgesetzt wie jeder andere. Ein grosser Dirigent dirigiert ja auch nicht ständig ein Orchester, sondern muss sich daneben noch mit anderen Dingen auseinandersetzen die er nicht so gut beherrscht. Auch großen Geistern können Fehler unterlaufen. Dieser Meinung war auch Frau Pravica, sie war es ja, die die Manuskripte in den Westen brachte. Sie wusste zwar nichts von den Fehlern, meinte aber, dass es ohne weiters möglich gewesen sei, dass bestimmte Unterlagen vertauscht worden waren, als Frau Votava ihre stenographische Mitschrift seiner Diktate und die besprochenen Tonbänder ins Reine tippte. Bardon hat ja bekanntlich nie selbst geschrieben, sondern fuhr jeden Monat auf eine Woche nach Prag, wo er tagsüber hunderte Patienten behandelte und nachts, im Beisein von Freunden, die Bücher diktierte. Dazu hat er die Genien, die er im zweiten Band beschreibt, alle einzeln auf ihre Qualität, also ihren Aufgabenbereich hin, überprüft. Frau Pravica, die bei Besuchen in Prag immer bei ihrer Freundin Votava übernachtete, hatte diese „Evokationen” mehrmals miterlebt: „Bardon saß am Küchentisch und zeichnete mit der Hand das Siegel der Wesen in die Luft. Plötzlich war der Raum mit einem Rauschen erfüllt, als würde ein ganzer Vogelschwarm durchs Zimmer fliegen. Dabei wurde er ganz blass und starr und seine Augen verdrehten sich nach oben. Nachdem er wieder erwacht war, diktierte er.” Das beweist, dass Bardon, selbst wenn er die Namen und Siegel der Genien aus den Schriften der Tradition übernahm, nicht einfach abgeschrieben hat, sondern dass er das, was er beschreibt, auch wirklich beherrschte. Das Phänomen des Rauschens konnte ich übrigens selbst mehrmals bei Kontakten mit feinstofflichen Ebenen erleben und auch in der Minute, als mein Vater friedlich starb, ich sass dabei an seinem Bett, war dieses Geräusch deutlich zu vernehmen. Als ich damals nach diesem Besuch bei Frau Pravica in Graz, mit einem Freund, der mich begleitet hatte, im Hotel über das Besprochene redete, passierte noch eine unerklärliche Sache. Frau Pravica hatte erwähnt, Bardon habe mehrmals gesagt, er habe seine Werke um 600 Jahre zu früh geschrieben. Frau Pravica erzählte auch von einigen Erlebnissen, bei denen ihr Bardon noch zu Lebzeiten erschienen war. Seit er gestorben war, hat er sich nie wieder gemeldet, nur seiner Tochter hat er sich einmal gezeigt, um ihr zu beweisen, dass er den Tod überlebte. Seiner Frau ist er ein einziges Mal erschienen, gerade als sie einen Brief von mir las. Ich sagte also zu meinem Freund, „vermutlich hat er an dieser irdischen Welt gar kein Interesse mehr und es ist ihm völlig gleichgültig, ob die Namen der Genien richtig oder falsch wiedergeben wurden. Ansonsten könnte er uns doch ein Zeichen geben”. Im selben Moment gingen in dem Apartment, das wir bewohnten, wir hatten zuvor die Lampen gelöscht und lagen schon in den Betten, sämtliche Lichter an. Wir mussten sie alle einzeln wieder ausschalten. Als wir uns am nächsten Morgen an der Rezeption erkundigten, wusste man es nicht zu erklären. Noch einen „Beweis” gibt es, dass Bardon an der Richtigstellung der Namen etwas liegt. Ich habe natürlich auch Frau Bardon gefragt, ob ihr bekannt sei, dass einige der Geniennamen nicht richtig angeführt sind. Sie schrieb mir zurück, dass, gerade als sie zusammen mit ihrer Enkeltochter diesen Brief las, eine Uhr im Zimmer die jahrelang kaputt und ohne Batterie war, zu ticken begann und sich der große Zeiger einige Tage lang weiterbewegte.

15.

Zum Unterschied von manchen anderen Esoterikern standen Sie immer mit beiden Beinen fest im Leben. Sie haben Familie, waren Besitzer eines gut gehendes Juweliergeschäftes und nicht nur als Schmuckdesigner, sondern auch als Astrologe international anerkannt, und setzten sich jahrzehntelang, nicht nur in der Freimaurerei, sondern auch im Profanen, für die Anerkennung einer seriösen Esoterik ein. Aber plötzlich haben Sie sich völlig zurückgezogen. Sie empfangen nur mehr ganz wenige Freunde und über Esoterik führen Sie überhaupt keine Gespräche mehr. Warum? Sind Sie enttäuscht, haben Sie resigniert?

Auf Perioden, wo man etwas bewirken kann, folgen Zeiten in denen man sich zurückziehen muss. Deshalb verglich eine hermetische Loge um die Jahrhundertwende ihr Wirken mit der Goldenen Morgendämmerung. Wer mit der Natur vertraut ist kennt dieses Phänomen: Da färbt sich der Himmel goldrot, die Sonne geht auf denkt man, aber dann wird es plötzlich wieder dämmrig und finster. Die spektakuläre Pracht verschwindet für zehn Minuten ehe dann wirklich die Sonne über dem Horizont erscheint. In dieser dunklen Phase befinden wir uns gerade.
Was da viel versprechend ein Neues Zeitalter einleitete, ist inzwischen in ein peinliches unappetitliches “New Age” ausgeartet. Damit kann ich mich beim besten Willen nicht mehr identifizieren. Aber ich kann auch nichts dagegen tun. Denn wir müssen diese erneute Dämmerung naturbedingt hinnehmen. Wir können höchstens an stillen Orten, für die wenigen, die uns folgen, ein kleines Licht entzünden.
Was wir nicht dürfen, ist, den anderen die Fackeln auszutreten, nur weil diese einen Wegabschnitt erhellen, der uns nicht gefällt. Das Phänomen des OTO z.B. ist nicht erschöpfend behandelt, indem man seine Gründer und Großmeister als Schelme enttarnt und ihre Praktiken verteufelt. Das wäre das gleiche als würde man den Wert des Christentums an der Seriosität und den Werken der Kardinäle und Päpste messen.
Was es zu untersuchen gilt, ist das Phänomen des Suchens und Glaubens. Diese, im wachen Menschen schlummernde Urkraft des Bewusstseins, die auch den Leser dieser Sätze dazu bewegt GNOSTIKA zu erwerben, drängt jeden in eine andere Richtung.
Die faustischen Naturen suchen in Logen, Orden und “geheimen Bünden” und finden dort durch eine Weihe oder Initiation als Ritterschlag die Selbstbestätigung, die ihnen die nötige Stärke verleiht, dem geistigen Weg zu folgen. Die mystisch Veranlagten finden in der Religion ihre Stütze und vertrauen statt der eigenen Macht eher dem lieben Gott und den Mächten der Hierarchie. Und die rein Intellektuellen sichern sich mit den Thesen der Philosophie und Wissenschaft ab. Meyrink entschuldigt sich für eine kritische Bemerkung gegenüber Theisten sofort mit der Bemerkung, er wolle damit nicht gegen Religion reden, denn das hieße, den Lahmen die Krücken unter den Füssen wegzuschlagen. Wir müssen vorsichtig sein, dass wir keinem seine Krücke nehmen, nur weil diese aus einem anderen Holz geschnitzt ist als jene, die uns selbst gerade stützt.
Aufklärung darf nicht so weit gehen, dass damit ein Licht verdunkelt wird. Wir hatten das ja schon einmal, als man den Teufel abschaffte und damit gleichzeitig auch den Weg zum Glauben an einen Gott und die guten Geister verbaute. Da ist ein bisschen Aberglaube sicher leichter zu ertragen. Irgendwann geht dann die Sonne doch noch auf.

-Ende-

Dieses aufschlussreiche Interview gab Emil Stejnar für GNOSTIKA, – Zeitschrift für Wissenschaft und Esoterik -, Jahrgang 3, Heftnummer 9, Januar 1999, ISSN 1434-7628.

GNOSTIKA, erscheint im AAGW Verlag, Lothar von Kübelstraße 1, D-76547 Sinzheim, www.aagw-gnostika.de
Wir bedanken uns beim AAGW Verlag für die freundliche Genehmigung dieses Interview hier bringen zu dürfen.